MICHAEL NUNGESSER
Beautiful Strangers.
Albanische Kunst
ifa-Galerie, Berlin, 17.8. – 14.10.2001
Unter den Ländern des ehemaligen Ostblocks dürfte Albanien zu den unbekanntsten zählen. Unter der jahrzehntelangen Diktatur von Enver Hoxha stand es anfangs Jugoslawien nahe, war dann mit der stalinistischen Sowjetunion und bis zu Maos Tod mit der Volksrepublik China verbündet. Bis zum Fall des Eisernen Vorhangs befand es sich in totaler Isolation. Als letztes Land sagte es sich vom Kommunismus los, ohne bis heute zur demokratischen Normalität gefunden zu haben. Eine der wohl strengsten Zensuren im sozialistischen Lager hatte auch in den bildenden Künsten jegliche Entfaltung freier und zeitgemäßer Ausdrucksformen verhindert und in den siebziger Jahren sogar zu Gefängnisstrafen von Künstlern geführt. Die Entwicklung der Kunstgeschichte hatte offiziell mit dem Impressionismus geendet, alle nachfolgenden Strömungen wurden als Anzeichen von Dekadenz negiert und ausgeblendet – abstrakte Kunst war verboten.
Es waren unter anderem auch Studenten der Kunstakademie, die mit einem Hungerstreik zu Beginn der neunziger Jahre zu den tiefgreifenden Veränderungen im Land beitrugen. Der Aufholbedarf war in jeder Hinsicht enorm. Doch inzwischen haben einzelne albanische Künstlerinnen und Künstler der jungen und mittleren Generation Anschluss an die internationale Kunstszene gefunden, obwohl es im Land selbst kaum institutionelle Unterstützung gibt und ein Kunstmarkt so gut wie inexistent ist. Das deutsche Institut für Auslandsbeziehungen stellt nun eine Auswahl neuester albanischer Kunst in ihrer Berliner Galerie vor. Kurator ist Edi Muka, selbst als Künstler ausgebildet und zur Zeit wissenschaftlicher Mitarbeiter der Nationalgalerie in Tirana sowie Lehrkraft an der dortigen Kunstakademie. Er hatte schon 1999 im Berliner Haus…