Heinz-Norbert Jocks
Beat Streuli
“Neue Bilder”
Jablonka Galerie, Köln, 24.4.-20.5.1998
Der Verdacht ist ja naheliegend und wohl auch berechtigt, Beat Streuli, der Fotograf, der die Schönheit grüßt, bediene sich der Rafinessen moderner Werbeästhetik. Jedoch mit dem feinen Unterschied, daß er keine teuren Produkte verkauft, sondern Menschen in der City so zeigt, wie sie sich geben. Draußen auf der Straße. Unbeobachtet. Ganz für sich. Selten in Pose, also ungestellt. Mit und ohne Ohrring. Mal mehr, mal weniger gestylt. Jedenfalls namenlos. Als Passanten in der Menge. Keiner von ihnen weiß von seiner Wahl zum Star eines Bildes. Seltsam, daß hier jeder zunächst einmal gut, besser noch richtig ausschaut, so als eigne er sich als Modell auf dem langen Laufsteg wechselnder Moden. Jeder, der hier aus der Flut der Masse herausgepickt wird, da der Blick des Fotografen ihn irgendwie begehrt, erscheint als ein idealer Prototyp, der uns anspricht, weil an ihm etwas Allgemeingültiges, eben nichts Anekdotisches oder Paradiesvogelartiges heftet. Er steht nie nur für sich, sondern immer auch für die anderen, die ihm erscheinungsmäßig gleichen.
Ein bißchen gewinnen wir den Eindruck, als strebe Streuli mit seiner plakatgroßen Hochglanzfotografie, die eine cinematische Präsenz und Durchsetzungskraft erreicht, an, uns gute Gefühle, statt ein schlechtes Gewissen zu machen. Weder klagt noch prangert er gesellschaftliche Verhältnisse an. Ja, ihn interessiert erst gar nicht, Widersprüche in den Visier zu nehmen, die Schmutz- und Schattenseiten einer Stadt, durch die er sich bewegt, zu registrieren oder Häßliches aufzulesen. Keine Message, reine Impression ist das direkt angesteuerte Ziel seiner virtuellen Bemühungen. Es fällt auf,…