Claudia Posca
Bauhaus –
Dessau Chicago New York
Museum Folkwang Essen, 12.8. – 12.11.2000
Ein Meilenstein auf dem Weg der Kunst des 20. Jahrhunderts ist das 1919 von Walter Gropius in Weimar gegründete, 1925 nach Dessau umgesiedelte und dort 1932 von den Nazis geschlossene Staatliche Bauhaus, das sich das Essener Museum Folkwang unter dem besonderen Blickwinkel einer Wirkungsgeschichte der Bauhaus-Lehre in Amerika nach der Emigration vieler Bauhaus-Lehrer vorgeknöpft hat. Denn das, “was die vor der Verfolgung in Deutschland geflohenen Bauhausmeister in der Neuen Welt an Erfahrungen aufnahmen und durch ihr Wirken wiederum an künstlerischer Entwicklung dort anregen konnten, ist in unserem Lande vielen Menschen unbekannt geblieben”, vermerkt Georg W. Költzsch im Katalogvorwort zur Ausstellung “Bauhaus – Dessau Chicago New York”.
Rund 300 Exponate zahlreicher Leihgeber trug man deshalb Medien-übergreifenden zusammen und lässt das Ganze gleich anfangs durch ein Zitat Jean Baudrillards – eines von vielen, überkopfhoch als umlaufender Zitate-Fries an der Wand fixiert – kommentieren: “Das Bauhaus führt die universale Semantisierung der Umgebung ein, in der alles zum Objekt des Kalküls von Funktion und Bedeutung wird. Totale Funktion, totale Semiurgie…” – ein durchaus passendes Motto beim Rundgang durch die Essener Ausstellung, die Mobiliar, Bilder, Fotografie, Textil-Beispiele, Musterbücher, Füllfederhalter, grafische Entwürfe, Designprodukte und eine Flöte, Planskizzen, Werbeplakate und Zeitschriftentitelblätter vor und nach der Emigration der Bauhauslehrer vereint.
Nur eines gerät dabei in den Hintergrund, und das betrifft eine der grundsätzlichen Maximen des Bauhauses: Das Bauen und die Architektur sind relativ rar vertreten. Dafür triumphieren Malerei und Fotografie. Und das obwohl der Bauhaus-Gedanke aufs Engste mit architektonischen…