Ronald Berg
Based on Paper:
Die Sammlung Marzona
Revolution der Kunst 1960 – 1975
Eine Ausstellung des Kupferstichkabinetts mit der Kunstbibliothek in Kooperation mit dem Hamburger Bahnhof – Museum für Gegenwart, Berlin, 22.03.07 – 15.07.07
Dass an der revolutionären Stimmung um das Jahr 1968 auch die Kunst beteiligt war, wird nicht überraschen. Was vom revolutionären Geist übrig geblieben ist, findet heute im Saale statt, festgehalten vor allem auf Papier: in Zeichnungen, Fotos, Postern, Drucken, Bücher, Notizen, Postkarten, etc.
Gesammelt hat all das der in Bielefeld aufgewachsene Deutschitaliener Egidio Marzona. Angeblich kaufte der im Jahr 1968 sein erstes Kunstwerk. Da war Marzona für einen echten 68er schon ein ganz bisschen zu alt, aber die Epoche hat ihn dennoch geprägt. Mit geradezu enzyklopädischer Sammelleidenschaft trug Marzona in der Folge Arbeiten der in den sechziger und frühen siebziger Jahren aktuellen Strömungen zusammen, die man allesamt als intellektualistisch bezeichnen kann. Pop Art oder Fluxus fehlen daher bei Marzona ganz. Seit 2002 befindet sich Marzonas Sammlung zur Kunst der sechziger und frühen siebziger Jahre in der Obhut der Stiftung Preußischer Kulturbesitz.
Die von Andreas Schalhorn vom Kupferstichkabinett und Michael Lailach, dem Kurator der Marzona Sammlung, eingerichtete Ausstellung “Based on Paper” zeigt mit rund 300 Objekten von 40 Künstlern ungefähr ein Drittel der Marzona-Bestände. Das Gros besteht aus Papier, im damaligen analogen Zeitalter das universelle Speicher- und Informationsmedium. Die Marzona-Papiere transportierten also auch und vor allem geistige Gehalte, ob bei Conceptual Art, Arte Povera, Minimal Art oder Anti-Form. Auch Land Art oder Body Art erscheinen in Gestalt ihrer papierenen Relikte genauso…