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Ausstellungen: Berlin · von Hermann Pfütze · S. 314 - 317
Ausstellungen: Berlin , 2011

Hermann Pfütze
Based in Berlin

»Gegenwartskunst ohne gestern und morgen«
Atelierhaus Monbijoupark, Hamburger Bahnhof, Kunstwerke, Neuer Berliner Kunstverein, Berlinische Galerie, 8.6. – 24.7.2011

Das Problem dieses großzügig und vielseitig inszenierten Unternehmens ist der kuratorische Aufwand, die kunstpflegerische Betreuung, die die Künstler in prätentiöse Katalogtexte einbettet, und aus der die meisten Arbeiten mit eigener Kraft nicht herauskommen. Im Hamburger Bahnhof z.B. zeigt Maria Laboda, in einem von mehreren Teilnehmern bespielten Schöner-Wohnen-Ambiente, einen für sechs Personen festlich gedeckten runden Tisch, der mit 118 weißen, großen, in Serviettenringe gerollten Servietten überladen ist. Der bombastische Titel des Werks „That’s How Every Empire Falls“ soll wohl sagen, dass hier „nichts ist, wie es scheint“, denn die Zahl der Servietten sei eine „codierte Nachricht, genannt Baconian Cipher“ mit einer „geheimen Botschaft“, die „eine unheilvolle Geschichte in Form einer unbeantworteten Frage“ enthalte. (Katalog S.124) Aber was hat eine von Francis Bacon (1561-1626) entwickelte Frühform digitaler Textverschlüsselung mit diesem Tisch zu tun und was erfährt man über Bacons Bedeutung für das Britische Weltreich und das moderne wissenschaftliche Weltbild? – Nichts. Ausgerechnet Bacon muss herhalten als Fallstrick ins Irrationale und Prätentiöse.

Leider sind nur wenige Werke stärker als ihre Kommentare und kommen mit sachlichen Informationen aus, wie z.B. Dirk Peukers und Bettina Nürnbergs kurzer Film “Flat Roofs for Mussolini“ über die Bauten des Architekten Giuseppe Terragni am Comer See, des Begründers des modernen Italienischen Rationalismus (S.146); eine erhellende ästhetische Wiederentdeckung. So entsteht der Eindruck, dass die Beiträge der etwa 90 jüngeren „emerging artists“, die alle in Berlin leben und arbeiten, vorrangig…



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