Jens Rönnau
Baltic Sea Record 2013
Kunst aus dem Ostseeraum
Stadtgalerie Kiel, 13.7. – 15.9.2013
Der rote Teppich, der sonst jeden Besucher in die Kieler Stadtgalerie geleitet, ist jäh unterbrochen, wirft sich widerborstig steil in die Höhe, bildet Wände, hat Unterbrechungen, als hätte ihn jemand aufgeschnitten und in geometrische Falten gelegt. So verläuft er nun als sperriges Objekt bis in die aktuelle Ausstellung hinein, die der Kunst des Ostseeraums gewidmet ist. 15 Künstlerinnen und Künstler aus Dänemark, Finnland, Litauen, Norwegen und Schweden zeigen derzeit in Kiel ihre Werke in unterschiedlichen Medien von Grafik über Malerei, Fotografie, Video- und Objektkunst bis hin zu solch raumgreifenden Installationen, wie jener “Rote Teppich”. Sie stammt von dem Letten Christian Helwing, der in Hannover, Bremen und Hiroshima studierte und nach einem Arbeitsaufenthalt in New York heute in Riga lebt.
Helwing hat mit seiner Arbeit direkt den Ort der Ausstellung als Gegenstand gewählt, wo der rote Teppich seit vielen Jahren zum gewohnten Inventar zählt. Mit seinem optisch wie physisch überraschenden Eingriff stellt er Wahrnehmungs- und Nutzungsgewohnheiten gleichermaßen in Frage und erinnert daran, dass die Stadtgalerie als Raum des Wahrnehmens und Denkens begründet wurde – Selbstverständlichkeiten für ein Haus der Kunst, an die hier erinnert wird, weil der Weg zur Kunst, der gewohnte Pfad, verlassen werden muss. Zugleich lässt sich der Lette auf die Werke des Hamburger Künstlers Michael Dörner ein, die hier dauerhaft ebenfalls Aspekten der Wahrnehmung gewidmet sind wie seine Installation mit Farbgestaltungen und Restaurant-Accessoirs oder sein überdimensionales Insektenauge über dem Gebäudeeingang.
Wer durch das Teppich-Labyrinth gelangt ist, steht…