Martin Seidel
Balthus
»Aufgehobene Zeit«
Gemälde und Zeichnungen 1932-1960«
Museum Ludwig, Köln, 18.8. – 4.11.2007
Balthus gehört zu den auf hoher Ebene umstrittensten Malern des 20. Jahrhunderts. Und obwohl er mehrere Abschnitte seines bewegten Lebens in Deutschland verbrachte, hatte er hierzulande nie eine Ausstellung. Dass man diesem Mangel nun nicht mit einer Retrospektive nachkommt, die das Versäumte mit einem Schlag wieder gutmachen will, sondern mit einer bedachten konzentrierten Werkauswahl, ist nur zu begrüßen. Die Ausstellung, die das Kölner Museum Ludwig mit der Gastkuratorin Sabine Rewald vom Metropolitan Museum New York ausrichtet, umfasst gerade einmal 26 Gemälde und ein halbes Hundert Arbeiten auf Papier.
Die Kölner Ausstellung gliedert die nicht sonderlich weit gefächerte Motivpalette mit oft nur leicht variierten Akten, Porträts, stillebenhaften Interieurs und Landschaften recht zwanglos in sechs Kapitel. Sie zeigt eingangs Exempel von Balthus’ erster Ausstellung in der Galerie Pierre in Paris 1934, die nicht den erhofften Durchbruch brachte, immerhin aber einen Skandal in Sachen Sexualität hervorrief. Es folgen unterschiedlich spannende und unterschiedlich gelungene tonige Bildnisse (darunter eines von Miró mit Tochter Dolores und ein Selbstporträt) der 30-er Jahre und aufregende Bildnisse der zehn- oder elfjährigen Thérèse, einem Kind aus der Pariser Nachbarschaft, das Balthus zwischen 1936-1939 immer wieder malte. 1937 entstand die symbolisch durchdrungene große Schweizer Berglandschaft “La Montagne”. In der Zeit des kriegs- und nachkriegsbedingten Aufenthaltes in Savoyen und in der Schweiz 1940-1946 begann Balthus, seine Interieurs detailreich auszustatten. Dabei spitzte er seinen – schließlich im Bild einer ermordeten Nackten gipfelnden – Erotisme weiter zu. Später, wieder in Paris und auf…