Ingo Arend
Ayse Erkmen
»Weggefährten«
Hamburger Bahnhof, Berlin, 13.9. – 11 1.2009
Um einprägsame Bilder war die Berliner Künstlerin Ayse Erkmen bei ihren Kunstaktionen nie verlegen. Ob es die mittelalterlichen Skulpturen waren, die sie 1997 beim Skulpturen-Projekt über den Münsteraner Dom fliegen ließ; die Passagierfähren, die sie für ihre Aktion „Shipped ships“ 2001 aus Istanbul, Venedig und Japan für ein paar Tage auf den Main nach Frankfurt verfrachten ließ oder die Plexiglas-Buchstaben, die sie 1994 an die Außenwand eines Mietshauses in der Kreuzberger Oranienstraße anbringen ließ, um an die Überschneidung von Kulturen in diesem Berliner Stadtteil aufmerksam zu machen: Jedes Mal entstanden starke Bilder, die weit über die begrenzte Dauer der jeweiligen Kunst-Aktion hinaus wirkten.
Vielleicht war es dieser ikonische Status, den viele ihrer Werke inzwischen erhalten haben, der die Ausstellungsmacher am Hamburger Bahnhof zu ihrer Ausstellung inspiriert hat. Ruft der Ausstellungstitel „Weggefährten“ noch private Assoziationen auf, könnte man ihn auch systematisch interpretieren. Denn viele Arbeiten der 1949 in Istanbul geborenen Künstlerin sind inzwischen eben zu imaginären „Weggefährten“ des Kunstbetriebs geworden, so stark wie sie sich in das kollektive Gedächtnis dieser Kunstwelt eingeprägt haben.
Die stets abrufbare Präsenz von Erkmens Arbeiten in dem imaginären Universum des Kunstdiskurses implizierte aber trotzdem immer, dass sie nur am jeweiligen Ort funktionierten und funktionieren konnten. So stellt sich fast automatisch die Frage, wie nun wiederum eine Ausstellung funktionieren kann, die herausragende Stationen aus Erkmens Oeuvre in einer Art kleiner Retrospektive versammelt. Dabei macht man die interessante Erfahrung, dass manche ihrer Arbeiten, die in der Regel unter „ortsspezifisch“ abgehandelt…