Heinz Schütz
Axel Kasseböhmer
Westfälischer Kunstverein Münster, 24.11.1989 – 14.1.1990
Kunstverein 19.1. – 25.2.1990
Appropriation Art” heißt eines der Schlagworte, unter das in den letzten Jahren Kunst, die sich zitierend auf Kunst bezieht, subsumiert wird. Wie jedes Schlagwort bedarf es der Differenzierung, d.h., es gelte etwa zu unterscheiden zwischen Zitat und Kopie, zwischen Eklektizismus und Anverwandlung. In jedem Falle führte die Diskussion hin zur Auseinandersetzung um die Moderne, zu ihrem utopieträchtigen Innovationismus, der – Vergangenheit negierend -auf “Tabula rasa” zielt, aber durchaus auch – man denke z.B. an Picassos Auseinandersetzung mit Bildern von Velasquez bis Manet – die kritische Bewahrung kennt.
Bereits Ende der siebziger Jahre – zu einer Zeit als “neu-wilde” Malerei sich durchzusetzen beginnt – und fortgesetzt in den achtziger Jahren bezieht sich Axel Kasseböhmer auf Bilder der Kunstgeschichte. Einem Landschaftsmaler vergleichbar, dem Landschaftsausschnitte zum Motiv werden, wählt er seine Motive aus Gemälden von Fra Angelico und van Eyck, von Carravaggio und Bosch, von Multscher und Tintoretto. Das Resultat ist weder ironisch destruierende Kopie noch eklektizistisches Zitat, sondern Malerei, die von Malerei handelt. Auffallend – insbesondere in den frühen Arbeiten – ist die fast unsicher wirkende Maltechnik: Die Übertragung des gemalten Motivs in gegenwärtige Malerei vollzieht sich als Vergewisserung unter den Vorzeichen einer fundamentalen Irritation. Auffallend ist die Wahl der Ausschnitte: Kasseböhmer hebt Details hervor, so daß die Menschen zurück- und die Dinge, wie im Stilleben, hervortreten. Hinzu kommt ein fast abstraktes Interesse an den herauskristallisierten Bildausschnitten.
Deutlich tritt die Befragung der Malerei in Erscheinung, wenn Kasseböhmer ein Bild in zwölf verschiedenen Variationen…