Avery Singer
Furchtlos zu sein, ist viel interessanter, als selbstbewusst zu sein.
Ein Gespräch von Anika Meier
Der New Yorkerin Avery Singer (* 1987) ist gelungen, was in den letzten Jahren so viele KünstlerInnen versucht haben: Sie hat das alte Medium Malerei im 21. Jahrhundert neu erfunden. Dabei hat sie sich während ihres Studiums an der Cooper Union nicht einmal sonderlich für Malerei interessiert. Erst nach ihrem Abschluss kam sie fast zufällig dazu. In ihrem Studio lagen Papier, Bleistift und eine Airbrushpistole herum, für die sie bis dahin nie wirklich Verwendung gefunden hatte. Also fing sie an, zu zeichnen und zu experimentieren. Mittlerweile arbeitet sie mit dem Michelangelo ArtRobo. Was nach einem fancy Malutensil klingt, ist in Wirklichkeit ein technisches Gerät, mit dem normalerweise Logos auf Trucks und Flugzeuge gedruckt werden.
Die Preise und die Presse überschlagen sich. „Hot, hip und anders“ (Financial Times) sei sie, ein „Bona Fide Art Star“, „die goldene Gans des Kunstmarkts“ und „offiziell die teuerste Millennialkünstlerin der Welt“ (Artnet). Seit Dezember 2019 wird sie mit Hauser & Wirth von einer der Megagalerien vertreten. Auf der Frieze in Los Angeles wurde gerade ihre Solo Booth mit Preisen zwischen $ 85,000 und $ 495,000 ausverkauft, vor knapp zwei Jahren ging eine Arbeit aus dem Jahr 2013 bei einer Auktion von Sotheby’s für $ 600,000 weg. Ihre Werke befinden sich unter anderem in der Sammlung des Museum of Modern Art in New York, und sie war Teil der Venedig Biennale. Singer ist eine der erfolgreichsten Künstlerinnen ihrer Generation.
Anika…