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Ausstellungen: Kiel · von Jens Rönnau · S. 298 - 300
Ausstellungen: Kiel , 2005

Jens Rönnau
Avdei Ter-Oganian

»Wie werde ich ein Künstler?«
Umtrieb-Galerie für aktuelle Kunst, 8.10. – 28.10.2005

Wie werde ich ein Künstler?”, fragt Avdei Ter-Oganian und betitelte damit seine neueste Ausstellung in der Kieler Galerie Umtrieb. Die Frage klingt verdächtig naiv und weckt Assoziationen zu ähnlich lautender Literatur aus dem Bereich der Hobbykunst. Wer sich der Ausstellung in der Lutherstraße näherte, war also vor mancher Doppelbödigkeit auf der Hut. Zudem ist es gut zu wissen, dass es derzeit in Moskau rund 5.000 konventionell arbeitende Künstler gibt, aber nur rund 500, die man der Avantgarde zurechnen kann. Zu den zehn Prozent der Letztgenannten zählt Avdei Ter-Oganian. Dabei lebt der Russe seit kurzem in Berlin, sozusagen im Polit- und Kunst-Exil gleichermaßen. Denn in Moskau hat er sich 1998 mitten aus einem laufenden Strafprozess heraus gerade noch rechtzeitig zunächst nach Prag, dann nach Deutschland absetzen können.

Die Liste seiner Kunst-Vergehen ist lang, reicht vom “öffentlichen Ärgernis” über den Bau von Straßenbarrikaden bis hin zur Zerstörung von religiösen Ikonen. Davon hat er nach Kiel ein paar Kostproben mitgebracht: Kleine, schulheftgroße Reproduktionen von goldschnörkeligen Ikonen, in die jeweils mit dem Cuttermesser grobe Buchstaben hineingeschnitten sind, Worte wie “SPUTNIK”, “SALE” oder “GULAG”. Ähnliches passierte 1998 in Moskau bei der Aktion “Junger Gottloser”, wo er zusammen mit seinen “Kunstschülern” Ikonen öffentlich zerstörte und dabei sogar zur Axt griff. Keine Frage, dass er dort religiöse Ehrgefühle der Orthodoxen Kirche verletzte. Vier bis fünf Jahre Gefängnis riskierte er damit. Dabei verrät die Vorsilbe “Ter” im Nachnamen des Künstlers, dass seine Vorfahren orthodoxe Priester…



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