avantiGART
Die Wege künstlerischer Organisation sind wieder verschlungener geworden, die Wege selber erscheinen schon als Kunststück. Sich Raum zu schaffen für die eigene Arbeit und für die anderer, setzt heute Konzept und artistische Fähigkeiten voraus. – Walter Schoendorf zum Beispiel fand inmitten rüder städtischer Umgebung, zwischen Discotheken, Jeans-Shop, Pizzeria, Sparkassenhochhaus, Kinos und Plattenläden, hinter dem hannoverschen Hauptbahnhof in einer der üblich gräßlichen, von dynamisch-hilflosen Stadtverwaltungen ausgedachten Fußgängerzonen einen herrenlosen Glaskasten. Der gehörte einst zum vielstöckigen Kaufhaus der Firma “Wertheim”, diente dieser – derweil wegen mangelnden Profits geschlossenen – hannoverschen Niederlassung als Ausstellungsraum für Möbel und ist dreißig Meter lang, vier Meter breit und zweieinhalb Meter hoch. Das Hochhaus steht leer, der Kasten ist leer – da Kunst diesseits schneller Malerei auch Organisation von Material ist, begann Schoendorf zu arbeiten. Auf Wegen, die unmittelbar verschnörkelt sind: über die Pförtner zur Stadtverwaltung, von dort zu einer westdeutschen Großbank und schließlich zu jenem Konkursverwalter, der die Schuldenberge zu klären versucht. Achtziger Jahre also.
Dieser Konkursverwalter aber war nach kurzer Diskussion bereit, Schoendorf bis Ende des Jahres umsonst die Nutzungsrechte des Glaskastens zu übertragen. Dieser verbündete sich darauf mit zwei anderen Künstlern, mit Astrid und Peter Wolf, und gemeinsam luden sie andere Künstler ein, Installationen für diesen Glaskasten zu entwerfen, und wählten sie aus den Projekten aus. Alle vierzehn Tage sollte die Installation wechseln – drei Tage Auf- und Abbau, elf Tage Ausstellung.
Das mag sich bis hierher alles als üblich lesen lassen, als provinziell, selbstgestrickte “Kreativität” (ein Wort, das jede Rezension zum Strahlen bringt), und Räume…