Michael Nungesser
Avantgarde!
Kulturforum, Sonderausstellungshallen, Berlin, 6.6.2014 – 12.10.2014
Das Jahr 2014 steht im Zeichen der hundertsten Wiederkehr des Ersten Weltkriegs. In das Gesamtprogramm „1914 Aufbruch/Weltbruch“ der Stiftung Preußischer Kulturbesitz ist die Ausstellung „Avantgarde!“ eingebettet. Sie widmet sich dem künstlerischen Aufbruch seit Ende des 19. Jahrhunderts bis zum Ende des Ersten Weltkriegs. Federführend ist die Kunstbibliothek, unterstützt durch die Staatsbibliothek. Gezeigt wird das „europäische Panorama der Moderne zwischen 1890 und 1918“, das als „die Blütezeit künstlerischer Emanzipationsbewegungen“ gilt: „Künstler erhoben den Anspruch, die Welt zu verändern.“ Gemäß dem Sammlungsprofil der beiden Veranstalter geht es um „Netzwerke und Kommunikationsmedien“, also den Kunstbetrieb als Ganzes, der erst die große Museumskunst der Gemälde, Skulpturen und des Kunstgewerbes hervorbringt.
Ort der Ausstellung sind die beiden Sonderausstellungshallen am Kulturforum, die eine Zweiteilung erfordern. Der erste Teil steht unter dem Motto „Die Welt von Gestern. Deutschland und die Moderne 1890-1914“. Er umfasst Werke u.a. von Neoimpressionismus, Symbolismus und Jugendstil. Im Zentrum stehen Plakate, welche die hohen schwarzen Wände des Raumes in „Petersburger Hängung“ dominieren, unterbrochen von Tableaus aus Akzidenzdrucken, wie Briefpapier, Bildpostkarten, Inseraten, Geschäfts- und Glückwunschkarten, Programmheften sowie führenden Zeitschriften („L’Art Décoratif“, „The Studio“ oder „Deutsche Kunst und Dekoration“). Berühmte Gestalter sind vertreten, etwa Maurice Biais, Jules Chéret, Ludwig Hohlwein, Alphons Mucha und Henri de Toulouse-Lautrec unter den Protagonisten der Plakatkunst als neuem Massenmedium, Aubrey Vincent Beardsley, Oskar Kokoschka und Jose Maria Olbrich unter den Gebrauchsgraphikern. Die Neue Buchkunst wird auf zwei fast deckenhohen, rechtwinklig angeordneten Stellwänden im Raum und einigen Vitrinen vorgeführt, mit Werken u.a. von Peter Behrens,…