Cony Theis
Ausweitung des Porträts
von Renate Puvogel
Kissen aus Beton, Bilder vom Strand, Kunst am Bau, Aquarelle auf Haut, Zusammenarbeit mit Schülern und Gefangenen, Fotografien, Reminiszenzen an Goya – die Arbeitsbereiche und Herangehensweisen von Cony Theis sind so vielfältig, dass es staunen macht, wie sehr dennoch sämtliche Arbeiten des reich verzweigten Werkes in einem geistigen Zusammenhang stehen. Theis umkreist das Bild des Menschen in der Welt, wie es sich in seiner Geschichte, seinen Handlungen, Worten und Gesten offenbart und das die Künstlerin in neugieriger, kluger Aufmerksamkeit erkundet. Sie nimmt dabei verschiedene Rollen und Perspektiven ein, schlägt Haken, vertauscht auf listige Weise Sein und Schein. Sie geht zwischenmenschlichen Beziehungen und jenen zwischen dem Einzelnen und der Gesellschaft nach, immer auf der Suche nach der Identität des Menschen, auch ihrer eigenen. Ich-Identität bedeutet ja bekanntlich, dass die Selbsteinschätzung eines Menschen mit der Beurteilung durch andere übereinstimmt. Da sich die Konstellationen aber ständig wandeln, kann die Identität nur für den jeweiligen Augenblick gelten, die Neugier also trotz aller Annährungen nie befriedigt werden; umso stärker wächst das Bedürfnis, ihr auf immer neuem Wege auf der Spur zu bleiben. So ergänzen sich die vielseitigen Aspekte, die Theis über Jahre immer wieder aufgreift, zu einem reizvollen, experimentellen Netzwerk; dabei eignet sich insbesondere die Serie als Ordnungssystem, um eine Fragestellung möglichst umfassend anzugehen.
Bekanntlich ist das Porträt die direkteste, unmittelbarste künstlerische Methode, sich dem Gegenüber zu nähern, sich auf ihn einzulassen, auch wenn es sich wie im Selbstbildnis um das eigene Ich handelt. So bildet denn auch das Porträt…