Justin Hoffmann
Auswärts
»Künstler auf Reisen«
Künstlerwerkstatt Lothringer Straße, 17.1. – 16.2.1992
Wir wissen um das Problem des Reisens, um dessen verheerende Wirkung. Wir wissen aus unserer Geschichte, daß jede Suche nach unberührten Gefilden unweigerlich zu Besitznahme und Integration führt. So haben wir uns in eine Zwickmühle manövriert. Als Individualtourist – so wie uns die Tourismusbranche gerne bezeichnet – drängt es uns nach Reservaten weit abseits vom Neckermann-Touristen. Doch sind wird dort angelangt, bilden wir nur die unfreiwillige Vorhut der Erholungsmaschinerie. Denn gerade der Wunsch, sich abzusetzen, führt letztlich, und daran sind Bilder wahrlich nicht unschuldig, zur Eroberung neuer Gebiete durch die Reisegesellschaften. Der Rucksacktourist entwickelte sich zum Konquistadoren der Gegenwart. Das mußten wir erfahren in Kreta genauso wie in Thailand und in vielen anderen einst als paradiesisch gepriesenen Regionen. Als Alternative bleibt der Verzicht auf das Unbekannte, Exotische. Statt auf neue Wege einzuschwenken, beschränkt man sich bewußt auf das bereits vom Tourismus schon erschlossene Territorium. Aber auch das Verweilen innerhalb des Massentourismus verlangt viel Nachsicht und Stärke.
Als ziemlich weit enfernt von solchen Überlegungen erweisen sich die Ausstellungsobjekte von “Auswärts”. Das Thema Reisen wird nur oberflächlich gestreift und als wertneutrale Möglichkeit von Verbindung und Kulturaustausch verharmlost. Vielleicht steckt hinter der Reisefreudigkeit vieler Künstler eben auch nichts anderes als hinter der der Masse der anderen Touristen: Fluchtgedanken und Sehnsüchte. “Auswärts” will zeigen, was Künstler von ihren Reisen mitbringen, und somit einen ungewohnten Blick auf die Persönlichkeiten ermöglichen. Die Exponate sollen im Zwischenbereich von Souvenir und Kunst angesiedelt sein. Das Konzept wurde jedoch nicht…