Susanne Boecker
Australien
Hany Armanious – The Golden Thread Kommissar: Doug Hall AM. / Kurator: Anne Ellegood. / Stellvertretender Kommissar: Simon Mordant
Dass hier auf die großen Vorbilder der Kunstgeschichte rekurriert wird, erkennt man sofort. So erinnert die grünlich gesprenkelte Skulptur, die an einem Seil in einem Metallgestell hängt, eindeutig an die berühmte „Nose“ von Alberto Giacometti. Auch die Physiognomie des Frauenkopfes mit extrem wulstiger Nase ist hinlänglich bekannt. Hierfür stand Pablo Picassos 1932 aus Gips geformter „Head of a Woman“ Pate. Selbst in dem großen weißen Amboss, auf dem ein Bügeleisen steht, erkennt man kunsthistorische Bezüge. Handelt es sich dabei nicht eindeutig um eine Interpretation jener „zufälligen Begegnung einer Nähmaschine mit einem Regenschirm auf einem Seziertisch“, also der ästhetischen Maxime Lautréamonts, die zum Credo der Surrealisten wurde? Doch wo lässt sich die schäbige braune Pinnwand, in deren grobgewirktem Stoffbezug bunte Reißzwecke stecken, verorten? Worauf rekurriert eine schlecht gestrichene weiße Platte, auf der ein Stückchen dunkler Klebefolie klebt?
Elf Skulpturen überwiegend neueren Datums hat der 1962 in Ägypten geborene Hany Armanious im australischen Pavillon arrangiert. Darin verarbeitet er Objekte unterschiedlicher Provenienz. Neben Kreationen, die eindeutig von kunsthistorischen Vorbildern inspiriert sind, finden sich Kombinationen aus verschiedensten Alltagsobjekten: kaputten Jalousien, beschädigten Tischen, geflochtenen Körben, abgewetzten MDF-Platten. Armanious spielt nicht nur mit kunsthistorischen Verweisen, er überrascht mit der Schönheit eines knallblauen Plastikblocks, der auf einer ramponierten Spanplatte liegt („Relative Nobody“) oder mit der Würde eines aus übereinander gestapelten Körben geformten „African Witch Doctors“.
Armanious’ Kunst auf die ungewöhnliche Kombination gewöhnlicher und oft beschädigter Objekte oder das Zitieren…