Ernst A. Busche
Australian, Biennale
Wer tatsächlich fast dreißig Stunden südostwärts fliegen muß, bevor er australischen Boden berührt und dann zunächst einmal durch die amtliche Desinfizierung der gesamten Jumbo-Kabine begrüßt wird, der ahnt: Hier down under, ist tatsächlich eine andere Welt erreicht. Und auch das ist bezeichnend: Erst in diesem Jahr, da der zweihundertste Jahrestag der weißen Besiedlung des Kontinents gefeiert wird, hat Australien endlich sein erstes permanentes Parlamentsgebäude bezogen. Das Klischee stimmt: Australien ist ein ebenso junges wie großes und dünn besiedeltes Land, das einerseits riesige Anstrengungen unternimmt, um Anschluß an den Rest der Welt zu gewinnen, andererseits seine Sonderstellung als europäisch geprägte Kultur im Pazifischen Raum unbedingt behaupten will. Dieses Janus-Gesicht gilt auch für die Biennale, die sich hier, unter dem Kreuz des Südens und ebensoweit von Europa entfernt wie von den kulturellen Zentren der amerikanischen Ostküste, als eine der wichtigsten der regelmäßig stattfindenden Kunst-Groß-Veranstaltungen etabliert hat. Aus Anlaß des Bicentennial hat sich die Schau mit dem Hauptstandort in der Art Gallery of New South Wales in Sydney nun zu “Australian Biennale” gewandelt: In etwas verkleinerter Form ist sie auch noch in der National Gallery of Victoria in Melbourne zu sehen.
Gewiß leitete die Begründer dieser Privatinitiative von Anfang an nicht zuletzt der Wunsch nach einer repräsentativen Plattform für die eigene, nationale Kunst; zwingender war jedoch die Notwendigkeit, abendländische Kunst ins Land zu holen, denn auf künstlerischem Gebiet blieb der Kontinent außerordentlich isoliert: Beim Schwimmen und Segeln wurden größere Erfolge erzielt. Knapp fünf Jahrzehnte ist es her, daß die Australier…