Thomas Wulffen
Ausstellungs-Ausstellungen
Wesentliches Darstellungsmedium im Betriebssystem Kunst ist die Ausstellung. Ausgehend von den Sammlungen, die den Weg in das Museum fanden, über die Galerien und Kunstvereine, ist eine Ausstellung die strukturierte Ansammlung von spezifischen Gegenständen an einem spezifischen Ort. Sie sind darüber hinaus einerseits Träger des Betriebssystems Kunst, insofern sie dessen kommerzielle, touristische und ideologische Inhalte transportieren, andererseits sind sie Ausgangs- und Endpunkte einer Vermittlung in einer diskursiven Praxis, die Theorie umsetzt und weiterträgt. Ausstellungen, als Einzel- oder Gruppenausstellungen, sind Element jeder Künstlerbiographie. So wie das Kunstwerk in einer Ausstellung instrumentalisiert wird, so instrumentalisiert der Künstler die Ausstellungen, indem er über sie seinen Status deutlich werden läßt. Die Beteiligung an wichtigen Ausstellungen und deren historische Bedeutung heben oder senken den Status des jeweiligen Künstlers mehr als die Erwähnung in den wichtigen Kunstmagazinen. Darüber hinaus spielen Ausstellungen eine wesentliche Rolle für den Status eines Ausstellungsmachers oder Kurators. Sie bestimmen in ähnlicher Weise dessen Stellenwert und Bedeutung. Je bedeutsamer und innovativer diese von dem jeweiligen freien Ausstellungsmacher, einer relativ jungen Spezies innerhalb des Betriebssystems Kunst als gleichzeitigem Träger und Nutzer dieses Systems, desto höher dessen Status. Ohne “When attitudes become form” wäre Harald Szeemann nicht Harald Szeemann. Die Namensliste ließe sich fortsetzen, im Positiven und im Negativen. Während die Kunst selber scheinbar jeden innovativen Anspruch abgelegt hat, beharren die Ausstellungsmacher selber noch auf diesem Anspruch, falls sie nicht bloße Verwalter eines Apparats qua Institution oder eines historischen Inventars1 sind. Ausstellungen selber sind zum historischen Inventar geworden, wie es die Ausstellung “Stationen der…
