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Gespräche mit Kunstvermittlern · von Stephan Berg · S. 403 - 404
Gespräche mit Kunstvermittlern , 1992

Ausstellungen werden immer noch überwiegend mit den Ohren wahrgenommen

Stephan Berg sprach mit Thomas Kellein

Seit 1988 leitet Thomas Kellein die Kunsthalle Basel als Nachfolger von Jean-Christophe Ammann. Seitdem hat der bis dato an der Stuttgarter Staatsgalerie als Konservator beschäftigte Kellein mit unorthodoxen Ausstellungsangeboten einiges Lob, freilich auch harsche Kritik, vor allem von seiten der Schweizer Künstler, geerntet, die ihm vorwerfen sich nicht genügend um die zeitgenössische Kunst zu kümmern. Neuester Eklat im Basler Renommierhaus: Die Wiederwahl des Kunsthallendirektors im Oktober letzten Jahres ist von dem Schweizer Künstler Rémy Zaugg juristisch angefochten worden. Über die Hintergründe zum Kunsthallenstreit sprach Stephan Berg mit Thomas Kellein.

*

S.B.: Was steckt Ihrer Meinung nach hinter der aktuellen Kritik an Ihnen?

T.K: Wahrscheinlich das Problem eines Generationswechsels. Die Leute, die mich kritisieren, fühlen sich dem Vergangenen, das heißt Jean-Christophe Ammann, verpflichtet und versuchen nun, diese Vergangenheit juristisch festzuschreiben. Der erste Versuch in dieser Richtung kam von Miriam Cahn, die einen Statutenwechsel erreichen wollte, und nun bemüht sich Zaugg, auf gerichtlichem Weg zu erwirken, daß mein Vertrag nicht verlängert wird. Dahinter stecken echte Verteilungskämpfe, Machtkämpfe. Die Kunsthalle soll einer bestimmten Gruppe von Künstlern gehören.

Ein Großteil der an Ihnen geäußerten Kritik geht in ihrer beinahe haßerfüllten Aggressivität weit über das übliche Maß hinaus. Wie erklären Sie sich diese ungeheure emotionale Aufladung?

Genau verstanden habe ich das nie, sonst wäre es womöglich nie passiert. Was ich sicher am Anfang übersehen habe, ist, daß ich für fast alle Leute in der Schweiz ein völlig unbeschriebenes Blatt war. Wenn in so einer Situation ein…

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