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Magazin: Aktionen, Pläne & Projekte · S. 430 - 430
Magazin: Aktionen, Pläne & Projekte , 1991

Thomas Wulffen
Ausserhalb der Weissen Box?

Ausstellungsprojekt ‘Fremdkörper’

Eine Black Box wird in der Kybernetik als ein System beschrieben, “dessen Struktur entweder nicht beziehungsweise nur zum Teil bekannt ist oder von dessen Struktur abstrahiert werden kann, weil sie für die Untersuchung bestimmter Zusammenhänge nicht wesentlich ist” (Georg Klaus: Wörterbuch der Kybernetik). Bekannt sind In- und Output des Systems, die Rückschlüsse auf das innere Verhalten der Black Box erlauben. Das Gegenmodell dazu liefert die White Box, deren innere Struktur offen zutage liegt.

In einer Analogiebildung könnte diese Feststellung auch auf jene Weisse Box übertragen werden, die das Strukturmodell für den Ausstellungsraum bildet. Aber die Tatsachen verhalten sich nicht nach dem Modell. Schon die Frage nach In- und Output eines Ausstellungsraums kann in die Verwirrung führen. Sind die Kunstwerke in der Ausstellung der Input und die Reaktionen des Publikums der Output? Können wir keine Aussagen über die Weisse Box treffen, weil sich das Kunstwerk immer in den Vordergrund spielt? Ist das Kunstwerk ein autonomer Komplex, der ohne seine Darstellung in einem Darstellungsraum auskommen kann? Ist die Ausstellung als Gesamtes ein geschlossenes System, das die Bedingungen der Weissen Box bestimmt? Ist der Ausstellungsraum zentrale Funktionseinheit einer Ausstellung, die keine Eingriffe duldet? Ist der öffentliche Darstellungsraum, der nicht das private Atelier ist, notwendige Vorraussetzung zur Präsenz des Kunstwerks, in welcher Form auch immer es erscheint? Festzustellen ist, dass der Darstellungsraum, ob Galerie, Museum oder Privatraum, notwendiges Ingredienz des Betriebssystems Kunst ist. In Grenzen wird selbst Kunst im öffentlichen Raum einen spezifischen Ausstellungsraum bestimmen, denn das Werk bestimmt…


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