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Titel: Biennale Venedig · S. 62 - 63
Titel: Biennale Venedig , 1995

Vorwort
»Ausharren und Durchhalten«

Die 46. Biennale von Venedig feiert Ihren 100. Geburtstag unter schlechten Umständen und mit einigen Nebengeräuschen

Als zur Biennale-Vernissage Anfang Juni die Prosecco-Korken knallten, fiel dem italienischen Ministerpräsidenten Lamberto Dini ein Stein vom Herzen. Der Berlusconi-Nachfolger hatte sich in den letzten Monaten nämlich nicht nur um die Instandstellung des maroden Staatsapparates, die umstrittene Rentenreform und die schwache Lira zu kümmern, sondern war unverhofft auch zum Richter in einer kulturellen Staatsangelegenheit avanciert.

Proteste, Pannen und Kompromisse

Just zum hundertjährigen Jubiläum drohte die venezianische Kunstbiennale buchstäblich ins Wasser zu fallen – drei Wochen vor der Vernissage hatte Jean Clair, der französische Direktor des Monsteranlasses in einem Brief an den Ministerpräsidenten seinen Rücktritt angedroht. Weil der baufällige italienische Pavillon, das Hauptgebäude der Biennale, nicht termingerecht fertiggestellt würde, so sein Vorwurf, sei die gesamte Ausstellung in Frage gestellt. Wenig vertraut mit der Gemächlichkeit venezianischer Bürokratie stellte der entnervte französische Impressario die Vertrauensfrage.

Kaum hatten sich Dini und Venedigs Bürgermeister Massimo Cacciari für Clair stark gemacht und scheinbar alle Hindernisse aus dem Weg geräumt, nahte umgehend die nächste Katastrophe: Dem Pavillon fehlte, wie Clair erst jetzt feststellte, die nötige Klimaanlage, welche die wertvollen Werke vor dem feucht-heissen Klima der Lagunenstadt schützen sollte.

Doch damit nicht genug: Schon früher hatten einige Kunstsammler und Museen verlautet, ihre Werke um keinen Preis nach Venedig ausleihen zu wollen, so dass sich Clair gezwungen sah, nach Alternativen zu suchen, die er dann oft in den Beständen seines eigenen Pariser Picasso-Museums fand.

Diese Pannen und Kompromisse liessen schon im Vorfeld vermuten, dass dem Jubiläumsprojekt…


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