Ulrich Loock:
Aus der gewollten Gleichheit das Potential der Subversion beziehen
EIN GESPRÄCH MIT CHRISTOPH DOSWALD
C.D.: In der Berner Ausstellung der Wandzeichnungen stellt man sich die Frage, inwiefern Sol LeWitt noch seinen eigenen Ansprüchen von Konzept-Kunst gerecht wird. Ich meine damit die Ansprüche ,die er in den späten 60-er Jahren formulierte, also das Primat der Idee, welche er weit über die Ausführung derselben stellte. Mittlerweile ist es ja so, daß die Ausführung einen immer größeren Wert gewonnen hat, was man hier vor allem an der Farbigkeit der Werke feststellt, aber auch in den differenzierteren Ausführungsanweisungen, die dem Nichtberechenbaren seitens der Ausführenden weitaus mehr Spielraum zugestehen.
U.L.: Das stimmt eigentlich nicht, sondern es ist vielmehr so, daß die Trennung zwischen Plan, bzw. Konzeption – was die Aufgabe des Künstlers ist – und der Ausführung weiterhin streng beibehalten wird. Das heißt: Alles was hier realisiert worden ist an Wandzeichnungen, entspricht ganz exakt den Plänen von Sol LeWitt. Die Assistenten haben hier überhaupt keine Freiheiten gehabt, irgendwelche Dinge hereinzubringen aufgrund eigener Entscheidungen.Es gibt eine kleine Einschränkung, die man hier machen muß: Es stimmt in gewisser Weise – im Gegensatz zu dem, was ich vorher gesagt habe – daß doch während, bzw. nach der Ausführung der Zeichnungen Änderungen vorgenommen wurden, die dann im Plan selber vermerkt wurden. Das betrifft aber nur Stellen, wo der Plan sozusagen fehlerhaft war, wo sich, aus welchen Gründen auch immer, Ungenauigkeiten in den Plan eingeschlichen hatten, die dann auf die Wände übertragen wurden und nachträglich berichtigt werden mußten. Die Trennung zwischen…