Dominique von Burg
Augenzeugen.
»Bilder von Krieg, Globalität und Blogs«
Der andere Blick des Künstlers (Die globalisierte Privatsphäre)
Seedamm Kulturzentrum, 25.2. – 22.4.2007
Yo lo vi“, schrieb Goya 1810 unter eine Radierung, die spanische Zivilisten auf der Flucht vor Soldaten der französischen Okkupationsarmee zeigt und wir glauben ihm heute noch, dass sich dies so zugetragen hat. Warum? Vielleicht, weil wir Künstler als Augenzeugen für unbestechlich, emphatisch und immer noch als Träger des „Guten, Schönen, Wahren“ halten, deren Bilder Bewusstsein zu schaffen vermögen. Qualitäten, die man der heutigen sintflutartigen Bilderproduktion keineswegs attestieren kann. Wohl können Bilder informieren, sie verschleiern jedoch oft die Wahrheit und werden besonders in der Politik für die Willenslenkung benutzt oder sie lassen — so wie die Bilder aus Abu Ghraib — die Arroganz der Weltmacht als monströse Fratze sichtbar werden. Damit haben uns die Bilder, die letztlich einer eigenen Logik folgen, ihre politische Macht bewusst gemacht. Besonders in einer Welt der im Sekundentakt um den Erdball sausenden Bilder, deren Abfolge durch extrem kurze Schnitte enorm beschleunigt ist, wird es für den Betrachter unmöglich, diese gegeneinander abzugrenzen. Er kann die einzelnen Bilder nicht mehr festhalten, da die folgenden diese sogleich wieder überblenden. Er verliert unter diesen Voraussetzungen jede Autonomie gegenüber den Bildern, ist ihnen passiv ausgeliefert und wird von ihnen manipuliert — sofern er sich ihnen nicht verweigert.
Das Phänomen dieser Flut von Bildern, insbesondere von Bildern, die das Publikum zu Augenzeugen macht, bildete den Ausgangspunkt der Ausstellung „Augenzeugen. Bilder von Krieg, Globalität & Blogs“ des Gastkurators Paolo Bianchi. Dabei hat Bianchi…