Michael Hübl
Aufmerksamkeitskapitalisten
Der Wahlkampf um die Präsidentschaftskandidatur in den USA und der Strand von Bodrum
Vier, drei, zwo, eins: Noch laufen in den Vereinigten Staaten von Amerika die Primaries und Caucases zur Ermittlung der Kandidaten, die von den beiden großen Parteien für die Wahl zum Staatspräsidenten gekürt werden sollen. In der heißen Phase hatte sich die Zahl der Bewerber auf vier verdichtet. Als sich Anfang Mai die letzten Konkurrenten des Republikaners Donald Trump zurückzogen, waren es nur noch drei. Zwei von ihnen werden am Ende gegeneinander antreten, von denen dann einer oder eine als “the one and only” die Führungsspitze des militärischen und machtpolitischen Global Players USA übernehmen soll. Wenn nicht irgendeine Überraschung passiert.
Als es noch vier waren, sah das Quartett der Aspiranten wie eine mittelmäßige Poker-Hand aus: Drei Buben, eine Dame machen “three of a kind” – ziemlich weit entfernt vom Royal Flush. Der Vergleich mit einem Kartenspiel ist ohnehin heikel, auch wenn einer der ungleichen Vier Cruz wie “Kreuz”1 hieß. Das passte sogar, denn Senator Ted Cruz versäumt es selten, auf seinen christlichen Hintergrund zu verweisen.2 Bei den drei anderen wird das Jonglieren mit Namen und Farben schwieriger. Hilary Clinton? Für viele wohl kaum die Herz-Dame, sondern eher eine unselige Pique Dame. Bernie Sanders taugt ebenfalls wenig für Kartenspiel-Metaphern. Er hat zwar mit Winnie-the-Pooh gewissermaßen einen prominenten Sympathisanten hinter sich, denn der knuddelige Honigfreund lebt, wie gleich im ersten Kapitel der Erzählung konstatiert wird, unter dem Namen „Mr Sanders“. Aber mit Poker, Skat, Rommée oder ähnlichem hat der Bär…