HERBERT W. FRANKE
Aufmerksamkeit – zwischen Irritation und Langeweile
Vorbemerkung
In der Ästhetik ist es nicht anders als in anderen philosophischen Bereichen: Angehörige der exakten Wissenschaften machen sich das Problem zu eigen und bieten Antworten an, die nachprüfbar und schlüssig sind. Man hat den Eindruck, dass die Philosophen darüber nicht glücklich sind. Besonderer Widerstand regt sich, wenn es um menschliche Verhaltensweisen und Gefühle geht, und das gilt insbesondere für den Versuch, ästhetische Prozesse zu erklären.
Nun haben Naturwissenschaftler nicht unbedingt missionarische Intentionen, und im Grunde genommen könnten ihnen die endlosen und unergiebigen Diskussionen um das Wesen der Kunst gleichgültig sein. Viele von ihnen aber interessieren sich für Malerei, Musik und Literatur und suchen naturgemäß nach Erklärungen für das, was der Mensch erlebt und empfindet, wenn er sich damit auseinandersetzt. Erklärungsversuche von dieser Seite gab es schon früh, selbst in der Antike, und später hat man einen Namen dafür gefunden, nämlich “rationale Ästhetik”. Dabei kamen mathematische Beziehungen zum Einsatz, beispielsweise mit dem Goldenen Schnitt, oder physikalische mit den akustischen Schwingungsverhältnissen des Wohlklangs. Im Großen und Ganzen blieb dieses ästhetische Wissen fragmentarisch, und das musste wohl auch so sein, denn Kunst ist weder ein mathematischer, noch ein physikalischer Prozess. Aus heutiger Sicht ist eine andere Kategorie von Wissenschaften dafür zuständig, nämlich jene, die auf dem Informationsbegriff aufbauen. Man kann es leicht bestätigen: In einem sehr allgemeinen Sinn stellt sich Kunst stets als Kommunikationsprozess dar, Kunstwerke sind so etwas wie “Angebote zur Wahrnehmung”, und Wahrnehmung ist eine spezielle Art der Aufnahme von Information. Wahrnehmung schließt aber…