Amine Haase
Auf Zwirner folgt Galerist Greve
So spektakulär wie der Ausstieg des Kölner Galeristen Paul Maenz aus dem Galeriegeschäft 1990 ist der Rückzug seines (älteren) Kollegen Rudolf Zwirner – zum Glück – nicht. Dafür könnte diese Ablösung Zeichen für die Zukunft setzen.
1990 ging ein Meister des Schaugeschäfts vom Seil, nachdem er einige Regeln des Handelshandwerks Galerie gründlich umgekrempelt – und selbst Beschädigungen des Handelsobjekts Kunst dabei in Kauf genommen hatte. 1992 müssen Galeristen und Künstler mit den Auswirkungen genereller Veränderungen im Kulturklima leben und speziell die Konsequenzen der (von einem Maenz vorexerzierten) Kommerzialisierung von Kunst ertragen.
Die Folgen werden erst allmählich erkennbar und wohl in nicht allzu ferner Zeit zu weitreichenden Veränderungen der Galerien-, Ausstellungs- und Museumslandschaften führen. Reduktion ist angesagt, und das heißt hoffentlich Konzentration auf das Wesentliche und nicht auf das Effektvolle. Daß dies möglich ist, zeigt zum einen der (nach 30 Jahren Kölner Galeriearbeit) sinnvoll geplante partielle Rückzug von Rudolf Zwirner und zum anderen der wohlüberlegte Ausbau der Aktivitäten (nach Jahren geduldiger Aufbauarbeit) von Karsten Greve.
Das Gleichgewicht ist bei der jetzigen Lage von Kunst und Wirtschaft schwer zu halten. Wer den nächsten Auftritt erleben will, muß an die Konsequenzen denken – für den eigenen Ruf, den der Kunst, den der Kulturregion. Perspektiven kann jeder für sich entwickeln, wie Zwirner und Greve zeigen. Zu hoffen ist, daß die Signale der Vernunft, der Kooperation aufgenommen werden, und zwar von der “Kunststadt” Köln wie über die Stadtgrenzen hinaus.