Jürgen Raap
Auf Leben und Tod
»– der Mensch in Malerei und Fotografie«
Die Sammlung Teutloff zu Gast
Wallraf-Richartz-Museum, Köln,17.9.2010 – 9.1. 2011
Ließen manche Kunsthistoriker noch vor nicht allzu langer Zeit recht starke Berührungsängste zur Gegenwartskunst erkennen, so verfolgt in unseren Tagen Andreas Blühm, Direktor des Kölner Wallraf-Richartz-Museums, mit seiner Ausstellungspolitik immer wieder ganz bewusst ein Programm der Gegenüberstellung von alten Meistern und aktueller Kunst. Derzeit ist der Bielefelder Sammler Lutz Teutloff mit einer Auswahl an Fotoarbeiten zu Gast im Museum.
Die Beispiele aus der Fotokunst des 20./21. Jh. hat der Kurator Roland Krischel zusammen mit altmeisterlichen Gemälden jeweils paarweise angeordnet. Dabei stellen die Beispiele aus der älteren und der neuen Kunst – in ihrem jeweiligen Zeitstil und mit ihren gattungstypischen Mitteln – dasselbe existenziell bedeutsame Thema dar: Geburt, Jugend, Liebe, Schönheit, Glück, Leid, Zuversicht, Verzweiflung, Alter, Tod und Vergänglichkeit.
Dieser teilweise recht verblüffende Dialog zwischen der Malerei aus der Zeitspanne von 1500 bis 1900 und der heutigen Fotografie führt dem Betrachter vor Augen, das trotz all der historischen und soziologischen Veränderungen dennoch über die Jahrhunderte hinweg vor allem in der Gattung des Porträts bestimmte formale Standards bis heute gängig geblieben sind: Wilhelm Leibls „Die junge Pariserin“ (1869) posiert hingestreckt auf einer Chaiselongue, und in ähnlicher Körperhaltung hat Herlinde Koelbl ein Modell für ihre Serie „Bedrooms“ (2004) abgelichtet. Kinder, zumal jene aus der aristokratischen Herrscherschicht, wurden früher festlich ausstaffiert und stehen in steifer, puppenhafter Haltung da, so wie jenes, das der Maler Alonso Miguel de Tovar 1732 porträtierte. Als Pendant dazu zeigen in…