Auf dem Weg zur Wanderbiennale?
Mit dem Athener Auftakt zur Documenta 14 fällt Adam Szymczyk hinter den eigenen Anspruch zurück
von Ingo Arend
„Documenta is the Botox of Capitalism“. Die Umhängetasche mit diesem Spruch, mit der in Athen ein Biennalen-Aktivist über die Eröffnungstage der Documenta 14 flanierte, war natürlich eine populistische Provokation. Ganz abwegig ist der Spruch nicht. Denn viele der derzeit fast 200 Biennalen in aller Welt verdanken sich politischen Instrumentalisierungen, dienen dem „nation building“ oder lokalem Stadtmarketing. Kein Wunder, dass sie unter dem Generalverdacht stehen, der kulturellen Legitimation von Politik und Ökonomie zu dienen.
Wenn man etwas der Documenta 14 nicht nachsagen kann, dann dass sie als das Nervengift eines Systems diente, dass seinen Verfallsprozess kaschieren will. Denn dazu legt die 14. Ausgabe der Weltschau zu sehr die Finger in Wunden, die ein brüchig gewordenes System lieber übertünchen würde. Eher wäre zu fragen, ob Adam Szymczyk, ihr Kurator, die hochgesteckten Erwartungen in die ganz große Alternative zu einer in die Jahre gekommenen Institution, die er mit seinem Motto „Von Athen lernen“ und der Parole, die Documenta zu „dekonstruieren“ nicht doch enttäuscht hat.
Schon mit der Pressekonferenz zur Eröffnung der Athener Dependance in der Megaron-Konzerthalle wollte der introvertierte Kulturarbeiter die Luft aus diesem Druck nehmen. Künstler, Kuratoren und Staff zischten, gurgelten und stampften mit den Füßen, frei nach der experimentellen Partitur „Epicyle“ des griechischen Komponisten Jani Christou. Die Poesie des Differenten, Dissonanten und Vielstimmigen, die ein Routineritual plötzlich in eine Sound-Performance verwandelte, stimmte darauf ein: Die eine Antwort auf unsere Frage gibt es…