Viola Michely
Auf dem Weg ins Ornament
»Georg Baselitz und die Rezeption seiner Bilder in den USA«
L.A. County Museum of Art, Los Angeles,15.10.1995 – 7.1.1996
Das Solomon R. Guggenheim Museum präsentierte der amerikanischen Öffentlichkeit im Sommer 1995 zum ersten Mal eine Retrospektive des deutschen Künstlers Georg Baselitz. Einzelne Werkphasen des Künstlers waren dem New Yorker Publikum schon seit Beginn der 80er Jahre bekannt. Damals trafen Baselitz und die anderen deutschen Künstler, Lüpertz, Immendorff, Kiefer, Penck und Polke, auf heftige Kritik von amerikanischer Seite. Schon zu Beginn ihrer Laufbahn brachen sie im westlichen Nachkriegsdeutschland gleich mehrere Tabus. Sie malten trotz des Diktats der abstrakten Malerei figürlich und griffen Motive deutscher Kultur und Geschichte, besonders des dritten Reiches, auf. In der amerikanischen Kunstszene der 80er Jahre wurde die deutsche Nachkriegskunst, aufgrund ihrer Figürlichkeit und ihrer Bezugnahme auf das Medium Malerei überhaupt, als regressiv und anti-avantgardistisch beurteilt. Das Auftreten von Motiven aus der jüngsten deutschen Vergangenheit traf auf einen empfindlichen Nerv und führte zu Mißverständnissen. Letztlich trugen etliche Ausstellungen, Publikationen und Persönlichkeiten, auf deutscher Seite ist vor allem Siegfried Gohr, auf amerikanischer Seite Donald Kuspit zu nennen, zum Verständnis deutscher Nachkriegskunst in Amerika bei und wiesen auf die Radikalität ihrer Malerei als Artikulation einer universalen Problematik von Identität hin.1
Die Georg Baselitz Retrospektive, als Wanderausstellung konzipiert, umfaßte in ihrer ersten Präsentation in New York 98 Bilder und 12 Skulpturen. Im Los Angeles County Museum of Art sind nur noch 70 Bilder zu sehen. Für die nächsten Stationen in Washington und Berlin sind wieder größere, an…