Auf 48 Parketten: Tanzturnier statt Debutantenball
Eine Übersicht über Kunstlandschafts-Ausstellungen zwischen Flensburg und Konstanz
zusammengestellt von Heinz Thiel
Nicht mit einem gewaltigen Paukenschlag, sondern mit einem anhaltenden Trommelwirbel wollten die bundesdeutschen Kunstvereine auf ihre “Leistung… innerhalb des Kunstlebens in Deutschland” hinweisen: mit 48 Teilausstellungen unter dem Gemeinschaftstitel “Kunstlandschaft Bundesrepublik”.
Die veranstaltende ‘Arbeitsgemeinschaft deutscher Kunstvereine’ (AdKV) hat sich zu dieser Idee, die fast vier Jahre lang vorbereitet wurde, schon vor der Eröffnung der ersten Ausstellung so kräftig selbst auf die Schultern geklopft, daß kein noch so wohlmeinender oder überzeugter Rezensent sie darin übertreffen kann:
“Diese Art der Simultandarstellung ist bisher ohne Beispiel. Auch mit großen Übersichtsschauen wie Biennalen oder der “documenta” kann man “Kunstlandschaft Bundesrepublik” nicht vergleichen: Kunst ist hier nicht Gegenstand einer Sondervorstellung, sondern das, was sie sonst nie ist – allgegenwärtig” (Pressetext 1983).
Die Kunstvereine wußten, warum sie sich mit Selbstlob reichlich bedachten: sie wollten rechtzeitig einen Maßstab für die öffentliche Beurteilung ihres Vorhabens bereithalten, dessen Größenordnung eigentlich nur ein Ergebnis zuließ: Erfolg.
Die Medienrezeption des Kunst-Spektakels hat die Richtigkeit der Strategie erwiesen. So ausführlich wie das Ausstellungsunternehmen “Kunstlandschaft” ist kein Ereignis der bildenden Kunst in der letzten Zeit in den Fernsehprogrammen dargestellt und in vielfältigen Formen vorgeführt worden. Das ließ sogar die durch den Druckerstreik bedingte Sparflammenberichterstattung der Printmedien verschmerzen. Ein wesentliches Element des Erfolges war es, daß man sich bei der Berichterstattung nicht an ‘inhaltlichen Aussagen’ festhalten mußte. Die Idee von ‘Kunstlandschaft’ war eine Darstellungsidee: Eine Bestandsaufnahme ‘junger’ Kunst in Deutschland.
Der Szenenüberblick der Initiatoren war groß genug, um vorher zu wissen, daß…