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Ausstellungen: Berlin · S. 280 - 281
Ausstellungen: Berlin , 1986

Thomas Wulffen
Attersee

Bilder 1977 bis 1986 Kunstforum – Nationalgalerie, Berlin,
12.9. -2.11.1986

Schönheit ist eine vergängliche Kategorie. Das sie sich dennoch behauptet, verdankt sie der Melancholie und der Nostalgie. Eine Unterart dieser Melancholie ist die österreichische und im Werk des Christian Ludwig genannt Attersee findet sie einen prägnanten Ausdruck. Anlaß zu dieser Betrachtung gibt eine Ausstellung im Kunstforum, einer zeitweiligen Dependance der Nationalgalerie in einem großzügigen Bankgebäude. Gezeigt werden Gemälde, in Farbe und Form gegossene Erfahrung zwanzigjähriger Ausstellungspraxis und noch längerem Künstlerdaseins. Im April 1966 hatte der damalige Christian Ludwig seine erste Einzelausstellung in der Galerie Benjamin Katz / Berlin. Ein Ausstellungsstück, ‘Objekt Vagina’, wird, nach einer Anzeige wegen Obszönität, aus der Schau entfernt. Davon ließ sich anläßlich dieser Ausstellung nur träumen.

Die Bildwelten Attersees gehören zum Inventar eines Kunstverständnisses, das im Bild immer noch die ureigenste Schöpfung entdeckt. Die Expression arbeitet mit Metaphern und Symbolen, die dem Betrachter die schöne Möglichkeit bietet, auf der Oberfläche herumzuspazieren, als sei es ein neuer Garten Eden. Damit das Gemälde nicht solchermaßen eindimensional wird, begleiten es exquisite Sprachschöpfungen (Euterscheuche, Wanderwasser). Bild und Titel erzeugen jenen Komplex, in dem sich das Kunstwerk als autonomes Gebilde behaupten kann. Der dunkle Holzrahmen ist die Begrenzung, in dem sich das Ereignis vollzieht. Das kann über diese Begrenzung hinausweisen, bestätigt aber darin nur seinen Bildcharakter.

Die figurative Sprache, poetisch verfremdet, weil das bloß Figurative als überwunden gilt, kann sich unterschiedlichster Mittel bedienen. Deren hervorragendstes Medium ist der Pinsel, der in kräftigen Schwüngen über die Leinwand eilt, sichtbare Spuren hinterlassend. Das Universum…


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