Justin Hoffmann
Atelier van Lieshout
»The Good, The Bad + The Ugly«
Migros Museum, Zürich, 2.4. – 30.5.1999
Hinter dem Atelier von Lieshout verbirgt sich im Grunde genommen nur eine Person: Joep van Lieshout. Sein Foto prangt groß auf dem Einband des Katalogs. Es zeigt ihn in “Mad Max”-Manier auf einem bestückten Mercedes-Transporter vor einer Kanone stehend, eine Maschinenpistole in der Hand. Der Künstler trägt eine Sonnenbrille und das geknotete Hemd gibt seine entblößte Brust frei.
Klaus Theweleits Analysen scheinen gänzlich in Vergessenheit geraten zu sein, so ungebrochen wird hier eine Männerphantasie ausgelebt. Joep van Lieshout, ein Mann, der gottähnlich jede Menge Dinge erschafft (god is not a DJ, wie die britische Band Faithless behauptet, sondern ein Designer) und eine neue, vorwiegend aus schönen Frauen bestehende Gesellschaft entworfen hat. “Er schafft vielerlei materielle Formen, ist oft auch verliebt und geht viele Beziehungen zu Frauen ein, über die er seine Macht ausdrückt”, schreibt im Katalog der Astrologe Menno Noordervliet in seinem “tiefenpsychologischen Porträt” über diese außergewöhnliche Persönlichkeit. Die Sterne stehen günstig. Van Lieshout konnte sich nicht nur in die Gilde der gefragtesten Designer reihen, sondern wird zunehmend auch im Kunstbetrieb herumgereicht. Als jemand, der sich mit Promotionstrategien und Vermarktungspraktiken bestens auskennt, weiß er, mit welchen Aktivitäten er die gewünschte Wirkung in den Medien erzielt. Dick gedruckt wird auf dem Katalogumschlag verkündet, daß die Ausstellung “The Good, The Bad + The Ugly” unter dem gleichen Titel wie in Zürich in Frankreich schon drei Tage nach der Eröffnung geschlossen wurde, weil sie der Bürgermeister von Rabastens…