Asymmetrische Architexturen
Lektüren zur Nachkriegsgeschichte des Kunstvereins
Kunstverein für die Rheinlande und Westfalen
08.07. – 08.10.2017
von Sabine Maria Schmidt
Vor fünfzig Jahren wurde die neu gegründete Kunsthalle Düsseldorf am Grabbeplatz eröffnet, die seit dieser Zeit die Institutionen Kunsthalle und den Kunstverein für die Rheinlande und Westfalen beherbergt. 1967 bot die Stadt in diesem Gebäude auch dem immer populärer gewordenen „Kom(m)ödchen“ Unterschlupf. Das 1947 von Kay und Lore Lorentz begründete Altstadt-Hinterzimmer-Kabarett sollte auf keinen Fall von Köln abgeworben werden. Bis heute hat diese Nachbarschaft sich Treue erhalten. Hinzugekommen sind nach einer Renovierung des Gebäudes durch das Architektenteam rheinflügel im Jahr 2001 der „Salon des Amateurs“ und eine Dependance der Buchhandlung Walther König.
Damals stieß die von Christoph Brockes und Konrad Beckmann errichtete, brutalistische Architektur auf heftigen Widerstand. Ein für die Ausstellung „Asymmetrische Architexturen“ entstandenes Poster des Künstlers Arne Schmitt gibt beredtes Zeugnis von der durchaus erfindungsreichen Rhetorik gegen die „Fehlplanung eines solchen bombastischen Betonklotzes“. Doch nicht nur Stimmen aus der Bevölkerung, auch Professoren aus der benachbarten Kunstakademie appellierten für den sofortigen Abriss des Neubaus. Zu den Unterzeichnern zählten Norbert Kricke, Rolf Sackenheim, Joseph Beuys, Gerhard Hoehme und Eugène Leroy. Dabei bot weniger das Gebäude selbst, sondern vor allem die mit seiner Errichtung verbundenen städtebaulichen Entscheidungsfindungen, das Establishment der Stadtverwaltung, zahlreichen Brennstoff für heftige Debatten und kulturpolitische Konflikte. Vieles kreiste um die Figur des damaligen Stadtbauamtsleiters Friedrich Tamms (1904–1980), der zuvor im engsten Kreis von Albert Speer als Architekt tätig gewesen war. Erprobt im Bau von Reichsautobahnen, Reichsstraßenbrücken oder Flaktürmen wurde…