Michael Lingner
Ästhetik ohne Kunst
Zum VIII. Internationalen Kongress für Ästhetik
In dem was man Philosophie der Kunst nennt, fehlt gewöhnlich eins von beiden, die Philosophie oder die Kunst.
Friedrich Schlegel
I.) Organisation
Im olympischen Rhythmus, alle vier Jahre, findet seit 1956 der bereits 1913 begründete ‘Internationale Kongreß für Ästhetik’ statt. ‘Ästhetischer Theorie-Entwurf ist nicht schon deshalb freilich – wie es der antiken olympischen Idee durchaus entspräche – eine moderne olympische Disziplin geworden, in der weittragende Würfe periodisch wiederkehrend zu erwarten wären: Philosophische Rekorde werden nicht im Abstand von Olympiaden gebrochen.
Der VIII. Kongreß tagte vorn 30.8.76 -3.9.76 in Darmstadt und war dem Thema ‘Die Ästhetik, das tägliche Leben und die Künste’ gewidmet. Eine weitergehende thematische Differenzierung war durch eine Aufgliederung in sechs Sektionen geplant:
1. ‘Die Epoche des Jugendstils’.
2. ‘Die Problematik des ästhetischen Gegenstandes’.
3. ‘Die ästhetische Erfahrung, die Gesellschaft und der Einzelne’.
4. ‘Die europäische Ästhetik und die außereuropäischen Kulturen’.
5. ‘Ästhetik der Natur und des täglichen Lebens’.
6. ‘Andere in den genannten Sektionen nicht behandelte Themen’.
Zu diesen Problemfeldern waren ca. 280 wissenschaftliche Beiträge im vorgeschriebenen Umfang von höchstens 1000 Worten eingereicht worden, die wegen ihrer thematischen Vielfalt aber offensichtlich auf die sechs ursprünglich vorgesehenen Sektionsthemen nicht abzustimmen waren: Das Organisationskomitee (Prof. Dr. H. Lützeler, Bonn) hat den Kongreß schließlich in 23 Sektionen durchgeführt mit je einer Sitzung und einem – eher noch unverbindlicheren -Thema (z.B. ‘Kreativität und Rezeption’).
Grundlage für die Sektionssitzungen bildeten die wissenschaftlichen Beiträge dergestalt, daß einerseits von den Autoren Kurzfassungen (Auflage: max. 300 Worte) als auch von den eigens nominierten ‘Berichterstattern’ Zusammenfassungen der jeweils etwa 10…