Renate Puvogel
Asta Gröting
Galerie Isabella Kacprzak, 19.5.- 16.6.1989
Man weiß nicht auf Anhieb zu sagen, woran es liegt, daß man fast mit `schlafwandlerischer Sicherheit` die Objekte von Asta Gröting inmitten der Fülle junger Kunst als besonders bemerkenswert entdeckt. Nach eingehender Beschäftigung mit ihnen erkennt man, daß die Künstlerin selbst mit diesem Widerspruch von sensibler, sich fast entziehender Andeutung und kraftvoller Zielgerichtetheit operiert.
Zwei große lange Bodenobjekte sind auf den eintretenden Besucher dergestalt ausgerichtet, daß er zunächst das eine verkürzt, bei dem anderen in seine runden Höhlungen sieht. Damit entziehen sie sich weitgehend als plastische Körper; sie wirken leicht, fast immateriell. Dieser wesentliche Eindruck wird ergänzt, wenn man näher herantritt und sie radial umschreitet. Dann überblickt man Gestalt und Ausmaß der Körper. Man bemerkt, daß sie in dieser Position den annähernd quadratischen, von einem Pfeiler gestützten Galerieraum durchschneiden. Bei dem einen Bodenobjekt balancieren fünf aufgereihte, durchsichtige Glasflaschen einen schwarzen, gewellten Stab; diesem `männlichen` Objekt antwortet als `weibliches` eine ebenso dunkle, dreiteilige Hartgummiröhre, ihre Einzelelemente leicht versetzt. Von beiden Bodenstücken geht so viel an Kraft aus, daß zwei Hauptwände der Galerie ungenutzt bleiben und drei Wandstücke über Eck auf die verbleibenden Wände verteilt sind. Wand- und Bodenobjekte halten sich wechselseitig in Spannung, zwischen ihnen wird eine zwingende Interaktion von Materialien, Größenverhältnissen und Bewegungsrichtungen wirksam. Sie ergibt sich aus der Kombination und Konfrontation mehrerer Gegensätze: transparentes Glas oder Plexiglas trifft auf rostigen Stahl, auf schwarzes Hartgummi oder dunkle Knetmasse, Rundes auf Kantiges, Miniaturiertes auf Ausgedehntes, Masse ist mit Hohlem oder Diaphanem verbunden. Grundfragen der Skulptur…