Christian Huther
Aspekte der italienischen Avantgarde von 1945 bis heute
Italien und kein Ende: Das Thema der diesjährigen internationalen Frankfurter Buchmesse ließ auch die Kunst nicht zu kurz kommen; drei Ausstellungen liefen in Frankfurt, zwei weitere in Darmstadt, wobei sich fast alle auf die Kunst des 20. Jahrhunderts konzentrierten. Peter Weiermair vom Frankfurter Kunstverein aber zog sich diesmal ins 17. Jahrhundert zurück, nachdem er die italienische Moderne in den letzten Jahren ausführlich gewürdigt hatte. Hier werden die inzwischen in andere Städte gewanderten Ausstellungen nur unter dem Aspekt der Zeit von 1945 bis heute betrachtet.
Italiens Kunst war seit dem 19. Jahrhundert relativ unbedeutend; erst der Futurismus brachte Italien wieder an die vorderste Front der Avantgarde. Seither aber konnte man nur wenig stilbildenden Einfluß im internationalen Kunstkonzert geltend machen; die Zeitschrift “Valori plastici” halte immerhin noch einigen Einfluß auf die Neue Sachlichkeit. Beim Informel und bei der Popart zog man nach; selbst die Arte povera muß man als Antwort sehen auf die amerikanische Herausforderung durch Minimal und Concept Art. Der Transavantgarde gar gilt die Kunstgeschichte als Steinbruch, wobei diese Lust am Zitat, dieser Rückgriff in den (unerschöpflichen) Fundus, oft allzu pompös und selbstherrlich ausfallt.
Dieser thesenartige Gang durch die italienische Kunst zeigt sich vor allem an der eher intimen Schau, die ab 15. Januar in der Neuen Galerie Kassel zu sehen ist (zuvor in der Frankfurter Jahrhunderthalle Hoechst), wo Alighiero Boetti, Gianni Kounellis, Mario Merz. Maurizio Mochetti, Giulio Paolini, Pino Pascali und Michelangelo Pistoletto durchweg mit weniger bekannten Gemälden, Graphiken, Collagen und Objekten der…