ASFA
Unerschlossenes, politisches Potential
von Sabine B. Vogel
Gut zwei Kilometer entfernt folgt der dritte Hauptort in der Athens School Of Fine Arts-Pireos Street (ASFA) mit 26 Beiträgen. Hier treffen Keviselies in Vitrinen präsentierte Landkarten der Sami auf Bonita Elys allzu plakative Installation des Welt-Plastikmüllproblems. Schön, aber kryptisch sind María Magdalena Campos-Pons’ Glasskulpturen, thematisch unerklärlich die Strohhalm-Bilder von Olaf Holzapfel, unerwartet technoid die „Schach Gesellschaft“ von Bili Bidjocka: Hier können Spieler aus Kassel und Athen virtuell gegeneinander antreten. Daneben läuft Angelo Plessas’ „Experimental Education Protocol“ – und immer wieder taucht das Thema Migration auf, wenn Artur in seiner inszenierten Dokumentation „Glimpse“ Flüchtlinge filmt. Einmal drückt er einem Akteur einen Besen in die Hand, der die Handlung höchst unwillig ausführt – eine Metaierung des Vorführens? Bouchra Khalili lässt in seinem Film „The Tempest Society“ in Athen lebende Migranten zu Wort kommen, deren Herkunft bzw. prekärer Aufenthaltsstatus ihnen nicht erlaubt, sich langfristig eine Existenz aufzubauen. Allan Sekula dagegen erforscht in seiner Bilderserie vom Ende der 1970er Jahre „Schule ist eine Fabrik“, wie sich Bildung und Ausbildung der kapitalistischen Verwertung unterordnen: „Unsere Schulen machen aus Schülern Produkte“, zitiert Sekula Ellwood Cubberly, der schon 1916 die Public Schools in den USA kritisierte.