Aserbaidschan
Beyond the Line
Kommissar: Heydar Aliyev Foundation. Kuratoren: de Pury de Pury, Emin Mammadov.
Ort: Palazzo Lezze, Campo S.Stefano, San Marco 2949
An dieser Biennale beteiligt sich Azerbaidschan mit gleich zwei Pavillons. Während in der Ca’ Garzoni die internationale Gruppenausstellung „Vita Vitale“ zu sehen ist, widmet sich die Schau „Beyond the Line“ im Palazzo Lezze am Campo S. Stefano einem fast vergessenen Kapitel aserbaidschanischer Kunstgeschichte. Gezeigt werden Werke nonkonformistischer Künstler, die unter der Sowjetregierung zum Schweigen verurteilt oder größtenteils mit Nichtachtung gestraft wurden.
In der Mitte des 20. Jahrhunderts standen Künstler in Aserbaidschan unter der strikten Kontrolle durch die Sowjetregierung. Für Nichtangepasste bedeutete dies vor allem: Ausschluss von Ausstellungen, Reiseverbot, Veröffentlichungsverbot. Ihre Werke wurden schlichtweg ignoriert. Diesen Widerständen zum Trotz haben zahlreiche Künstler jenseits des offiziellen Kunstbetriebs weitergearbeitet. Fünf von ihnen – vier Maler und ein Bildhauer – werden nun in Venedig präsentiert.
Einstimmen auf das Thema soll die skulpturale Installation, die Huseyn Hagverdi (geb. 1956) eigens für die Biennale geschaffen hat. Im Eingangsbereich des Pavillons hat er eine gedrängte Figurengruppe platziert. Die schmalen Körper sind mit groben Hieben aus geschwärtzem Holz gehauen und sollen die sowjetische Vergangenheit Aserbaidschans symbolisieren – ein Beitrag, den man sich besser gespart hätte.
Umso beeindruckender sind die im Obergeschoss gezeigten Werke. Da sind zunächst die großformatigen, in leuchtenden Farben gemalten Bilder von Javad Mirjavadov (1923-1992). Er gilt als erster Avantgarde-Künstler Aserbaidschans, wurde jedoch erst 1987 mit einer Einzelausstellung gewürdigt. Beeindruckend auch das expressive Werk seines Bruders Tofik Javadov (1925-1963), dessen Gemälde „Ölarbeiter“ (1958-1959) sicher zu den Hauptwerken dieser…