Sigrid Feeser
Artur Stoll, Stephan Balkenhol
Kunsthalle, 28.10.-3.12.1989
Doppelausstellungen sind fast immer ein Risiko. Eine dennoch geglückte brachte nun der schiere Zufall des zweifach verliehenen Förderpreises zum Kunstpreis des Landes Baden-Württemberg zusammen. Erhalten haben den mit 15 000 Mark dotierten Preis der Bildhauer Stephan Balkenhol und der 1947 geborene Maler Artur Stoll. Für Balkenhol ist es die erste Ausstellung in der Kunsthalle Baden-Baden, für Stoll bereits die dritte – die erste fand 1973 innerhalb von Klaus Gallwitz’ Reihe “14 mal 14” statt, die zweite 1977 zum Annemarie- und Will-Grohmann-Stipendium.
An die Ausstellung von 1973, ein für Stolls Ruf entscheidendes Datum, erinnert im Erdgeschoß eine Rekonstruktion der damals zum ersten Mal öffentlich gezeigten Versammlung von Rebholzmumien, Fetischen und Hautobjekten (heute im Besitz des Morat-Instituts Freiburg). Gallwitz hatte die grotesken Dinger in Stolls Karlsruher Atelier aufgestöbert und kurzerhand in den klassizistischen Billing-Bau an der Oos verpflanzt.
Der “Gewaltakt” blieb nicht ohne Folgen. Der Künstler fühlte sich beraubt, schutzlos, vergewaltigt, stürzte in eine tiefe Krise. Heute, im dezent grau ausgeschlagenen Kabinett, wirken Stolls Artefakte eher fremd, wie Schaustücke einer wohlsortierten Asservatenkammer. Die zart ummantelten Holzveteranen, von leimgetränkten Seidenpapieren umschlossen gleich einer transparenten Haut, mehr denn je halten sie auf Distanz, setzen jeder gedankenlosen Annäherung immer wieder ein kategorisches “Rühr mich nicht an!” entgegen.
Fast die gleichen Erfahrungen auch vor den Bildern, die – darum wohl die Konfrontation – im Hauptraum Stolls Visionen und Erinnerungen im traditionelleren Medium fortschreiben. Stoll geht bewußt das Risiko ein, so zu malen, “wie man ein Feld pflügt. Einfach, selbstverständlich und konzentriert”. Nur im…