ARTificiality
Künstliche Intelligenz, Kreativität und Kunst
von Pamela C. Scorzin
Wenn die Mona Lisa Dir im Museum plötzlich zuzwinkert, steckt wohl eine Künstliche Intelligenz (KI)1dahinter. Youtuber Denis Shiryaev2 hat berühmte Porträtbildnisse mithilfe intelligenter Algorithmen in lebensähnliche Bilder verwandelt, die seitdem als Meme-artige Zombies durch das Internet geistern. [01] Algorithmen und künstliche neuronale Netze sowie die aus ihren mathematischen Gleichungen resultierende KI bewegen auch die internationale Kunstwelt. KI erweckt nicht nur alte Kunstwerke zu neuem Leben, sondern produziert und inszeniert selbst inzwischen wesentlich mit. Schon bald soll sie auch das Kuratieren und Szenografieren von Ausstellungen (mit-)organisieren und optimieren – im realen wie im virtuellen Raum.
Im Alltag ist KI bereits allgegenwärtig, wenn auch in digitale Technologien integriert und damit unsichtbar: Beispielsweise, wenn wir uns mit körperlosen persönlichen Sprachassistenten wie Apples Siri, Microsofts Cortana oder Amazons Alexa unterhalten oder ganz der Navi-Stimme beim Autofahren vertrauen. Auch personalisierte Werbung im Internet kennen inzwischen viele. Einer breiten Masse dienen KI-Softwareprogramme wie etwa Artbreeder [02] und DeepDream Generator, ebenso wie populäre Smartphone-Apps für Style Transfer, Face Filter und Face Swaps, zur spaßigen Unterhaltung und kreativen Spielerei: eine ,Platform Art‘ der Digitalmoderne. Intelligente Algorithmen ermöglichen schon heute jedem die digitale Manipulation, Koloration und Animation von vorgefundenem Bildund Filmmaterial. Mithilfe von KI lassen sich etwa Deepfakes, d. h. täuschend echte, weil überaus realistisch wirkende Bilder generieren, die nicht mehr als Fälschung und Täuschung, sondern vielmehr als…