Christian Huther
Arte Essenziale
Kunstverein Frankfurt, 4.11.2011 – 1.1.2012
Drei schmale, schwarze Stäbe sind eng aneinandergereiht. Sie müssten eigentlich identisch sein. Aber der Besucher des Frankfurter Kunstvereins wird, nachdem er bereits das gesamte erste Obergeschoss durchmessen hat und dabei auf allerlei Alltagsmaterialien gestoßen ist, etwas genauer hinschauen oder die erklärende Beschriftung studieren. Immerhin deutet der Ausstellungstitel „Arte Essenziale“ an, dass es vorwiegend um die verwendeten Materialien geht, aber auch um das Verhältnis von Materie, Raum und Zeit. Tatsächlich verrät die Beschriftung, dass ein Stab aus belgischem Marmor besteht, einer aus Muranoglas und einer aus Plexiglas. Der italienische Künstler Francesco Gennari, Jahrgang 1973, hat die drei Stäbe so bearbeitet, dass man den Unterschied kaum sieht. Er verbirgt ihre Eigenarten und stellt sie als ebenbürtig dar. Damit bricht Gennari die alte Wertigkeit auf: Marmor stand bisher für Kunst, Muranoglas für Kunsthandwerk, Plexiglas für Alltagsdesign.
Nichts gilt mehr. Das ist keine neue Erfahrung im digitalen Zeitalter mit rasanten Veränderungen. Doch Gennari geht es um mehr. Er ist, wie seine sieben mitausstellenden Kollegen, auf der Suche nach dem Wesen der künstlerischen Geste. Fast alle Skulpturen und raumgreifenden Installationen sind entstanden als Auftragswerke der italienischen Sammlung Maramotti, die in Reggio Emilia ihren Sitz hat. Achille Maramotti, der Gründer der italienischen Damenmodemarke Max Mara, sammelte Kunst vom Informel bis zu den Neuen Wilden. Auch nach seinem Tod ist ein Teil der Sammlung in einem ehemaligen Fabrikgebäude der Firma zu besichtigen. Dort war die Schau zuvor zu sehen. Jetzt ist sie, in Kooperation mit dem Frankfurter Kunstverein, auch nach Deutschland…