Art-+-Pop-Crossover (II)
Kunst und Popmusik! Diese Komplexität der künstlerischen Kräfte in Interaktion zu bringen interessiert heute viele Künstler. Entweder wird vermehrt mit Kollegen aus verschiedenen Bereichen zusammengearbeitet, oder, ganz anders und einfacher, Künstler wollen ihre Mehrfachbegabungen ausleben, indem sie einmal schreiben, einmal malen, einmal filmen, einmal fotografieren, einmal installieren, einmal performen, einmal musizieren, einmal tanzen. Das Crossover der Künste wird neuerdings von Intendanten, künstlerischen Leitern, Produzenten und Club-Betreibern angeregt, so daß die Entstehung einer neuen Avantgarde durchaus auch “von außen” kommen kann, wie das “Club-Kultur”-Kapitel in diesem Band beweist. Angesagt ist Crossover zwischen Stilen, Sparten und Gattungen. Angesagt ist Crossover als Methode, Philosophie und Arbeitsprinzip. Die Rede ist von einem permanenten Kunst-Zapping, das sich dem hohl-virtuosen Kästchendenken beziehungsweise Schubladenaufreißen entgegenstellt. Fixe Identitätspläne, wie dies im Text von Jutta Koether über Künstler wie Steve Keene und David Berman angesprochen wird, werden umcodiert: Rockstars mutieren zu Fotografen (David Byrne), Rock-Poeten zu Gesamtkünstlern (Arnaldo Antunes), Videastinnen zu Popstars (Pipilotti Rist), Maler zu Mainstream-Kult-Figuren (Walter Dahn), Bildende Künstler szu Discjockeys (Gerwald Rockenschaub) und last, but not least Nichtssager zu Sängerinnen (Matta Wagnest). Der unmittelbar nachvollziehbare Zusammenhang der Interviews und Porträts soll das Grundgesetz aufzeigen, nach welchen Prozessen sich das jeweilige Werk und wohl auch der Lauf der Dinge bestimmen.