Anthony Bond
Art on the Boundary
Gespräch mit dem Direktor der 9. Biennale von Sydney (1992/93)
Von Terence Maloon
Die 9. Biennale von Sydney (1992/1993) stand unter dem Motto “The Boundary Ryder” (Der Grenzgänger). Den Grenzgänger mit dem Cowboy in Verbindung zu bringen, kommt einer ironischen Verdrehung gleich (siehe KUNSTFORUM, Bd. 122, S. 376 ff). Zutreffender und richtiger ist es, den Grenzgänger als Wanderer zwischen den Kulturen, als toleranten Menschen gegenüber den anderen zu interpretieren (siehe Kasten “The Boundary Rider”). Die Biennale spürte demnach den Grenz-Erfahrungen des Künstlers als Schwarzer, als Migrant, als Frau etc. nach. Im Vorfeld der Biennale sprach Anthony Bond, der künstlerische Leiter der Ausstellung, mit Terence Maloon. Das Interview gibt interessante Einblicke in die Arbeit, Absichten und Ansätze des Kurators.
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Terence Maloon: Die Ausrichtung einer Biennale ist mit einem immensen Aufwand an Organisation und Planung verbunden. Wie oft haben Sie dafür auf Reisen gehen müssen?
Anthony Bond: Ich bin in 35 verschiedenen Ländern gewesen und habe in manchen gleich mehrere Städte besucht. Insgesamt war ich 35 Wochen unterwegs.
Hatte das Einfluß darauf, wie Sie über zeitgenössische Kunst denken?
Wahrscheinlich habe ich aufgehört, über Kunst nachzudenken. Sehr eigenartig war unter anderem, wie stark mich in den verschiedenen Ländern die Lebens- und Denkweise der Menschen in ihren Bann gezogen hat. Natürlich gab es Übereinstimmungen in den Ansichten der Menschen über Kunst, unabhängig davon, ob sie in Europa oder in Mexiko leben. Wirklich durchgehend zu beobachten war, daß die Künstler sich mit dem Leben auseinandersetzen und mit den Erfahrungen, die sie im Leben machen -…