Rainer Metzger
Art & Language & Luhmann
»Von der Objektkunst zur Weltkunst«
Bestuhlt wurde für das Symposion. Doch nach Ablauf des dreitägigen Räsonnierens über die geheimen Verbindungen von Niklas Luhmanns Systemtheorie zu den Kunst-Betrachtungs-Konzepten der englisch-amerikanischen Gruppe Art & Language blieben die Stühle an ihrem Platz, Relikte, Reliquien der vorausgegangenen Verbalität. Die Ausstellung von Art & Language – Bilder aus den letzten drei Jahrzehnten – sollte als eine Art Zugabe vorgeführt werden: Die Kunst hängt von vornherein an der Nabelschnur der Theorie. Initiiert wurde das Ganze vom “Institut für soziale Gegenwartsfragen Freiburg”, die Inszenierung nannte sich “Theorie-Installation”, und damit die Vorführung nicht allzu stark unter dem Gedankenballast ächzte, gab es im Lauf der drei Tage des Symposions auch noch eine Art Theorie-Performance: Schauspieler lasen mit verteilten Rollen Diskussionen aus der Endphase jenes Modernismus, dem nicht zuletzt durch die Arbeit von Art & Language der Garaus gemacht worden war. Statements von Robert Motherwell, Ad Reinhardt oder Harold Rosenberg kamen dabei zur Rezitation.
Bekanntlich hat Niklas Luhmann sein Denken vor einigen Jahren einem Paradigmen-Wechsel unterzogen. Nicht mehr die System-Umwelt-Differenz steht im Mittelpunkt seiner Überlegungen, sondern die Vorstellung einer Hierarchie von Beobachtung erster bis dritter Ordnung. In der Black Box eines Systems ist es müßig, nach Ursache und Wirkung zu fragen: Triftigerweise definiert man sich eine Instanz, die mit dem System umgeht und die man vor allem beobachten kann. Beobachten auf drei Niveaus an Komplexität: Beobachten erster Ordnung meint das schlichte Hinschauen, jenes zweiter Ordnung meint ein Sehen, das mit Reflexivität aufgeladen ist, und jenes dritter…