CLAUDIA WAHJUDI
Art&Economy
Deichtorhallen Hamburg, 1.3. – 23.6.2002
Ein selbstbewusster Mann. Fest schaut Hans-Olaf Henkel in die Kamera. Ein kunstsinniger Mann. Dem BDI-Präsidenten, so informiert das Video von Andree Korpys und Markus Löffler, hat ein Mitglied der Familie Oetker zum 60. Geburtstag ein Gemälde von Dirk Skreber geschenkt, und vor seinem Wohnzimmer blüht ein japanischer Garten. Dem Video gegenüber haben Korpys/Löffler Fotografien aus einer ehemaligen Unterkunft der Sowjetarmee gehängt. Unkraut wuchert, Putz blättert. Eine amerikanische Immobilienfirma soll hier einen Themenpark bauen. Auf einer Wand steht gesprüht ein Detail aus Henkels Biografie: “Berater des letzten Ministerpräsidenten der DDR”.
Die DDR gibt es nicht mehr. Mit Fall des Warschauer Pakts scheint der Kapitalismus seinen Siegeszug um die Welt angetreten zu haben. Männer wie Hans-Olaf Henkel wirken jetzt einflussreicher als die Vertreter jener Nationalstaaten, deren Autorität im gleichen Maß schwindet, wie die der transnationalen Wirtschaft wächst – Unternehmen drängen in alle Bereiche des öffentlichen Lebens. Kein Wunder, dass die Kunst die Wirtschaft als Thema entdeckt hat, nicht zuletzt, weil Firmen auch jene Lücken besetzen, die eine defensive Kulturpolitik hinterlässt. Die neuen “Wechselbeziehungen zwischen Kunst und Wirtschaft” zu untersuchen, scheint folgerichtig. In der Großausstellung “Art&Economy”, einem Gemeinschaftsprojekt von Hamburger Deichtorhallen und Siemens Arts Program, sollen beide Seiten zu Wort und Bild kommen. 35 Künstler und Künstlergruppen sowie 65 Firmen sind der Einladung gefolgt.
Um es vorwegzunehmen: Das letzte Wort hat in Hamburg die Wirtschaft. Von den ungleichen Kräften zeugt schon der Aufbau. Drei Felder haben sich die Kuratoren Zdenek Felix (Deichtorhallen) sowie Beate Hentschel und Dirk Luckow (Siemens…