Christiane Fricke
Art & Brain
Forschungszentrum Jülich, Nov. 1994
Deutsches Museum Bonn, 1995/96
Sind Mücken intelligent? Während ich über Carsten Höllers und Rosemarie Trockels “Mückenbus” nachdenke, sticht mich eine Mücke. Doch sie sticht nicht irgendwohin, sondern sucht sich genau jene Stellen aus, die außerhalb des Blickfelds liegen. Eine andere Mücke flüchtet an eine Stelle, hoch über dem Durchlauferhitzer – für Attacken unerreichbar.
Anregung und Ausgangspunkt dieser Selbstversuche war die von den beiden Künstlern formulierte Frage, ob es möglich ist, mit Mücken mental zu kommunizieren und sie dadurch vom Stechen abzuhalten. Ursprünglich sollte der “Mückenbus”, aufgestellt im Foyer des dem Deutschen Museum Bonn benachbarten Wissenschaftzentrums, die Möglichkeit bieten, diese These selbst zu überprüfen. Carsten Höller, Jahrgang 1961, promovierter Biologe und Künstler, und Rosemarie Trockel, Universalistin, stellten jedoch beim Studium der Fachliteratur fest, daß man das Risiko einer Infektion mit HIV und somit eine Übertragung von AIDS nicht ausschließen kann.
So steht denn der “Mückenbus” wie eine nicht in Betrieb genommene Forschungsstätte auf rotem Teppichboden – ein liebevoll restaurierter, schon antiquiert anmutender VW-Bus, dessen Kontur eine Aureole strahlender Neonröhren nachzeichnet, betretbar durch ein Vorzelt aus Gaze. Die Bänke im Fond sind entfernt, der Boden und eine Liegefläche sind mit schwarzer Lackfolie, Wände und Himmel mit Gaze ausgeschlagen; nur die Mücken fehlen. Die Begründung liefert eine Stimme vom Band.
Der Versuch scheint gescheitert, bevor er überhaupt begonnen hat. Ist das die Art von interdisziplinärem Dialog zwischen Wissenschaft und Kunst, den die Ausstellungsreihe “Art & Brain” an dem im November 1995 eröffneten Deutschen Museum Bonn im Wissenschaftszentrum initiieren möchte?…