Christian Huther
Arshile Gorky
»Arbeiten auf Papier 1929 – 1947
«Schirn-Kunsthalle, Frankfurt, 25.9. – 10.11.1991
Kunsthalle Bremen, Januar/Februar 1992
Arshile Gorky wird als Anreger des abstrakten Expressionismus oft nur nebenher erwähnt, zumal er erst spät zu seinem eigenen Stil fand. Dabei hat er viele Künstler der legendären New Yorker Schule, vor allem aber Willem de Kooning und die zweite Generation um Sam Francis und Helen Frankenthaler, nachhaltig inspiriert. Den 1906 in Armenien geborenen und 1948 freiwillig aus dem Leben geschiedenen Zeichner stellt die Frankfurter Schirn-Kunsthalle (zuvor bereits in Lausanne, Wien, Marseille, Saint Etienne und als letzte Station nach Frankfurt noch in der Kunsthalle Bremen gastierend) zwar mit nur rund 120 zwischen 1929 und 1947 entstandenen Arbeiten auf Papier vor, die aber einen repräsentativen Querschnitt durch sein Schaffen ergeben. Es handelt sich um den fast kompletten Bestand aus einem Schweizer Nachlaß, der erst jetzt gefunden wurde.
Gorky flüchtete als Vierzehnjähriger vor türkischer Verfolgung in die USA, studierte Kunst in Rhode Island, Boston und (ab 1925) in New York, wo er lange lebte. Er fand seine Vorbilder in der europäischen Kunst und führte so, gemeinsam mit de Kooning, Motherwell, Pollock und Rothko, der amerikanischen Kunst entscheidende Impulse zu. Diana Waldman vom New Yorker Guggenheim Museum schätzte Gorky zu einer Retrospektive im Jahre 1981 treffend ein: “So wie Cézanne den Kubismus von Picasso und Braque vorwegnahm und inspirierte, so verkündete Gorky das kommende Zeitalter einer unabhängigen und fortschrittlichen amerikanischen Kunst.”
Über Cézanne, den Kubismus Braques und Picassos und den Surrealismus Mirós, Massons und Mattas fand Gorky erst in…