Helga Meister
ars viva 96/97
»Corinne Wasmuht Martin Gerwers Dirk Skreber, Förderpreisträger des Kulturkreises der deutschen Wirtschaft«
Kaiser Wilhelm Museum, Krefeld, 1.12.1996 – 2.2.1997
Die Malerei der 90er Jahre ist lockender und raffinierter denn je. Sie spielt mit dem Betrachter, aber bestätigt das Tafelbild. Diesen Eindruck vermittelt die “ars viva”-Ausstellung der Förderpreisträger des Kulturkreises der deutschen Wirtschaft im Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI), 1996/97. Aus 82 Vorschlägen wurden Corinne Wasmuht, Martin Gerwers und Dirk Skreber ausgewählt.
Martin Gerwers, Jahrgang 1963, hatte zunächst visuelle Kommunikation in Aachen studiert, bevor er Meisterschüler bei Jan Dibbets wurde. Er führt die Wandmalerei als äußere Schönheit geradezu vor. Er arbeitet mit Bienenwachs, das er in Terpentinöl löst, um samtige Zartheit zu präsentieren. Er verdichtet die Farbe mit Alkytharz, so daß sie wie Malbutter wirkt und opak erscheint. Er hinterlegt und überspachtelt mit Gummi- und Metall-Utensilien, überklebt, rakelt und zieht das Klebeband weg, so daß tiefe Kerben entstehen. Er überrumpelt geradezu mit abstrakter Malerei, nis werden läßt. In einen großen, weiten Raum des Kaiser Wilhelm Museums gehängt, entfalten die Großformate ihre tastbare Unantastbarkeit.
Viel offener, tückischer, doppeldeutiger ist Dirk Skreber, Jahrgang 1961. Der ehemalige Hüppi-Schüler sucht sich den kleinsten Raum im Krefelder Museum aus und verkürzt ihn durch einen Trick noch mehr. Er rollt seinen hölzernen Sekretär in den hinteren Teil und behängt ihn mit MDF-Platten, die er weiß grundiert und geschliffen hat, bevor er mit dem Lackspachtel die zitrongelbe Farbe so dick aufträgt, daß sie zu phosphorisieren beginnt. Der Schreibtisch scheint mitsamt der Farbe zu expandieren. An die Rückwand…
