Reinhard Ermen
ARS VIVA 89/90
Thomas Huber, Rupprecht Matthies, Michael van Ofen, Christiane Richter, Dieter Villinger
Nach fünf Jahren widmet sich ARS VIVA (ausgerichtet vom Kulturkreis des BDI) wieder der Malerei. Ausgewählt wurden, um in Lübeck, Kassel und Stuttgart gezeigt zu werden, Thomas Huber (1955), Rupprecht Matthies (1959), Michael van Ofen (1956), Christiane Richter (1963) und Dieter Villinger (1947). Zu besichtigen sind, um nicht zu sagen zur Debatte stehen, fünf Positionen neuerer deutscher (selbstredend westdeutscher) Malerei, die auf den ersten Blick so heterogen erscheinen wollen, daß im Katalogvorwort der Kulturkreis-Verantwortlichen der Versuch, Gemeinsamkeit zu finden, mit der lapidaren Bemerkung abbricht: “sie machen Bilder.”
Der allgemeinste und erste Blick: die Bilder. Thomas Huber baut kleine Rätselbilder. Michael van Ofen malt den Hirsch. Rupprecht Matthies komponiert das Bild, Christiane Richter setzt es aus farbigen Fotostreifen zusammen. Dieter Villinger malt die Farbe.
Der genauere zweite Blick: die Malerei. Am weitesten davon entfernt erscheint Christiane Richter; die Farbe wird abfotografiert, vergrößert. Ihr Bild ist das konstruktiv organisierte Ensemble der Farbstreifen. Malerei ist die (notwendige?) Vorstufe der Bilderstellung, während bei Dieter Villinger die Malerei alles ist; seine monochromen Riesentafeln werden allein aus dem konzentrierten Malakt geschaffen. Rupprecht Matthies organisiert das abstrakte Bild im Nachdenken über die Vertikale. Michael van Ofen benutzt den zum Trivialmotiv heruntergekommenen Gegenstand, den Hirsch, das Vögelein, die Landschaft (Akte sollen noch folgen), um seine Malerei vorzutragen, und Thomas Huber benutzt seine Malerei, um seine höchst eigenwilligen Bildthesen vorzutragen.
Der ordnende, dritte Blick: die Positionen. Vielleicht ist Christiane Richter wirklich unabhängig. Sie negiert die Malerei mit den…