JOHANNES MEINHARDT
Arpad Dobriban
“Das Schöpfen zwischen -5° C und 250° C”
Freie Kunstschule Stuttgart, 21.11.2003
Arpad Dobriban hatte in den achtziger Jahren vor allem bei Nam June Paik (zuletzt als Meisterschüler) an der Düsseldorfer Kunstakademie und in der Kochklasse von Peter Kubelka an der Städelschule in Frankfurt studiert. Seitdem hat er systematisch ein Werk aufgebaut, das sich um zwei Pole gruppiert: zum einen um Filme und Photographien (die sich hauptsächlich darum drehen, ihr jeweiliges Medium zu analysieren und zu reflektieren), zum anderen um Erforschungen und Inszenierungen von Speisen – eine Kritik des Geschmacks.
Diese `Kritik des Geschmacks´ umfasst zuerst eine Untersuchung sensueller Differenzierungen, die zum Selbstverständlichsten im leiblichen Selbstbezug überhaupt gehören: Schmecken und Riechen. Wir haben uns, wenn auch mit gewissen Schwierigkeiten, in der Moderne an die Einsicht gewöhnt, dass unsere Sprache, unsere Begriffe, unsere Werte und unsere Verhaltensweisen nicht von uns selbst herstammen, nicht frei und bewusst gewählt wurden, sondern erlernt worden sind; dass sie uns als anonyme, uns übersteigende Strukturen vorausgehen, in die wir hineingeboren werden und die wir bewusstlos erwerben. Selbst die Evidenz, die Sichtbarkeit der Welt oder der materiellen Dinge, ist, spätestens mit Cézanne, in der Moderne problematisch geworden: auch die Gegenstände der Wahrnehmung sind schon mentale Konstrukte, die von der Sprache, der sprachlichen Ordnung der Dinge abhängen – die Sehnsucht nach einer vorsprachlichen, `wilden´ Wahrnehmung hat ganze Generationen von Malern und Philosophen nicht losgelassen.
Wogegen wir uns aber entschieden verwehren (und wehren), ist, wenn auch noch die deutlichsten und fraglosesten Gewissheiten der Sinne in Frage gestellt werden: wir…